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Maersk Piraten

© dpa

Geiseldrama vor Somalia: Stammesälteste verhandeln über Phillips' Freilassung

Das Boot, in dem die Piraten Kapitän Phillips gefangen halten, nähert sich der somalischen Küste. Die US-Marine will verhindern, dass der Amerikaner an Land verschleppt wird.

Somalische Stammesälteste haben am Sonntag neue Verhandlungen über die Freilassung des von Piraten als Geisel gehaltenen amerikanischen Schiffskapitäns Richard Phillips aufgenommen. Der britische Rundfunksender BBC berichtete, die Clanvertreter seien in Booten zum Standort der Rettungskapsel aufgebrochen, in der vier Piraten den 53-Jährigen gefangen halten. Stammesälteste, die in der somalischen Gesellschaft hohes Ansehen genießen, hatten bereits in der Vergangenheit erfolgreich zwischen Piraten und Reedern verhandelt.

Das Boot befindet sich inzwischen sehr nahe der somalischen Küste. Unklar war zunächst, wie die Seeräuber den notwendigen Treibstoff erhalten hatten, da sich der Überfall auf das Schiff von Kapitän Phillips, der Containerfrachter "Maersk Alabama", rund 500 Kilometer von der Küste entfernt ereignet hatte.

Das FBI ist eingeschaltet

Wie die New York Times unter Berufung auf somalische Quellen berichtete, hatte eine Gruppe von Stammesältesten die Gespräche über Phillips' Freilassung zunächst abgebrochen, als amerikanische Unterhändler auf der Festnahme der Seeräuber bestanden hätten. Wenige Stunden vor dem Scheitern der Gespräche habe sich am Samstag kurz nach Sonnenaufgang ein kleines Boot der US-Marine den Piraten und ihrer Geisel genähert. Die Seeräuber hätten Warnschüsse abgegeben, woraufhin die Soldaten zum US-Kriegsschiff "USS Bainbridge" zurückgekehrt seien.

Während in US-Medien zuerst von einer versuchten Befreiungsaktion die Rede war, hieß es nun, der Trupp habe eine Kontaktaufnahme mit den Entführern geplant oder sei auf einer Aufklärungsmission gewesen. In die Verhandlungen ist auch die US-Bundespolizei FBI eingeschaltet.

Fluchtversuch war gescheitert

Die "Maersk Alabama" erreichte am Samstag den kenianischen Hafen Mombasa. Die 19-köpfige Crew muss wegen der Ermittlungen vorerst an Bord bleiben. "Der Kapitän ist ein Held. Er hat unser Leben gerettet", sagte ein Seemann bei der Ankunft im Hafen über Kapitän Phillips.

Ein tollkühner Fluchtversuch des Kapitäns war am Freitag gescheitert. Die Piraten verlangen über zwei Millionen Dollar Lösegeld für ihn. Den Worten von Reederei-Chef John Reinhart zufolge konzentrieren sich derzeit alle Anstrengungen auf seine Befreiung. "Unsere erste und höchste Priorität ist es, den Kapitän nach Hause zu bringen", sagte er in Norfolk (Virginia). Dabei dürften keine Fehler passieren. "Die Ausführung muss perfekt sein."

"Buccaneer" wurde gekapert

Somalische Piraten kaperten unterdessen am Samstag im Golf von Aden den unter italienischer Fahne fahrenden Schlepper "Buccaneer" (Freibeuter). Das 75 Meter lange Boot gehört nach italienischen Medienberichten dem Unternehmen Micoperi Marine Contractors in Ravenna. An Bord sollen 16 Mann Besatzung sein - zehn Italiener, fünf Rumänen und ein Kroate.

Das Außenministerium in Rom sagte, es werde in dem Fall international abgestimmt vorgegangen. Der Schlepper war auf dem Weg von Singapur nach Suez. Die italienische Fregatte "Maestrale" soll auf dem Weg in die Krisenregion sein.

Die Befreiung von fünf Franzosen aus der Gewalt von Piraten auf einer Jacht hatte am Freitag ein blutiges Ende gefunden: Der Bootseigentümer Florent Lemaçon und zwei Seeräuber wurden bei der Aktion französischer Truppen getötet. Eine Autopsie soll klären, ob der Segler womöglich von einer Kugel der französischen Soldaten getötet wurde, sagte Verteidigungsminister Hervé Morin.

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