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Panorama: Geiselnahme in Hamburg: Täter bei Polizeieinsatz lebensgefährlich verletzt

Eine dramatische Geiselnahme nach einem dreifachen Mord in Hamburg-Wilhelmsburg ist in der Nacht zu Freitag blutig zu Ende gegangen. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wurde der 32-jährige mutmaßliche Mörder durch Kopfschüsse schwer verletzt.

Eine dramatische Geiselnahme nach einem dreifachen Mord in Hamburg-Wilhelmsburg ist in der Nacht zu Freitag blutig zu Ende gegangen. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei wurde der 32-jährige mutmaßliche Mörder durch Kopfschüsse schwer verletzt. Er schwebte am Freitagnachmittag immer noch in Lebensgefahr. Auch die Geisel, eine 30-jährige Bekannte des Täters, wurde mit einer Schussverletzung ins Krankenhaus gebracht. Der Frau ging es aber am Nachmittag wieder besser.

Zuvor hatte der polizeibekannte Sven Böttcher seine 36-jährige aus Polen stammende Ex-Freundin und ihre beiden 14- und 15-jährigen Töchter durch Kopfschüsse getötet. Nur eine elfjährige Tochter entkam dem Blutbad. Böttcher ging bei seiner Tat nach Polizeiangaben extrem brutal vor. Gegen ihn war zwar bereits mehrfach ermittelt worden. Eine Verurteilung kam aber nie zustande. Hintergrund der Tat ist laut Polizei offensichtlich ein Beziehungskonflikt.

Nach der Tat floh der 32-Jährige über den Balkon der Parterrewohnung und verschanzte sich in der Wohnung eines Bekannten wenige hundert Meter vom Tatort entfernt. Dort hatte er zunächst die ganze Familie als Geiseln genommen. Nachdem Böttcher seinen Bekannten zum Bierholen geschickt hatte, konnte das Mobile Einsatzkommando (MEK) die beiden Kinder befreien. Nur die Frau blieb allein mit dem Geiselnehmer und mutmaßlichen Mörder zurück.

Böttcher, der auch als Drogendealer und Schläger aufgefallen sein soll, hatte seine Tat offenbar vorher angekündigt. Er hat sein Opfer offenbar schon vor der Bluttat massiv bedroht. Das habe die Frau auch der Polizei angezeigt, erklärten Nachbarn.

Der Stadtteil Wilhelmsburg hat seit Jahren mit einem schlechten Image zu kämpfen. Im Juni dieses Jahres geriet das Viertel südlich der Elbe nach der tödlichen Kampfhundattacke auf einen sechsjährigen Jungen bundesweit in die Schlagzeilen. Anfang August erschoss ein Kosovo-Albaner, der seit fast 30 Jahren in Deutschland lebt, auf offener Straße seinen Schwiegersohn. Der Stadtteil mit einem hohen Anteil von Sozialhilfeempfängern (12,6 Prozent) hat insgesamt keine höhere Kriminalitätsrate als andere Stadtgebiete. Allerdings wurden hier mehr schwere Gewalttaten registriert als andernorts.

Böttcher schlug am Donnerstagnachmittag gegen 17 Uhr zu. Etwa eine halbe Stunde später alarmierten Anwohner die Polizei. Beamte brachen daraufhin die Wohnung der Familie auf und entdeckten die Leichen. Wie die Ermittlungen ergaben, war der Täter am Nachmittag in die Wohnung eingedrungen. Dort habe er auf die Mutter mit ihren drei Kindern gewartet. Als diese vom Einkaufen kamen, sei es zum Streit gekommen, in dessen Verlauf die elfjährige Tochter zu Nachbarn flüchten konnte. Dann fielen die Todesschüsse.

Noch während der sofort eingeleiteten Großfahndung floh der Gangster in die Wohnung des Bekannten und verschanzte sich dort. Die genauen Umstände des blutigen Endes der Geiselnahme waren zunächst unklar. Fest steht, dass kurz nach Mitternacht aus der Waffe des Täters und aus der eines MEK-Beamten geschossen wurde. Dabei wurde der 32-Jährige durch zwei Kopfschüsse lebensgefährlich verletzt. Auch die Frau in seiner Gewalt wurde getroffen. Sie erlitt einen Schuss in die Schulter. Ob sie durch Polizeikugeln oder den Geiselnehmer verletzt wurde, war zunächst unklar.

Am gleichen Tag kam es in Hamburg noch zu einem weiteren Tötungsdelikt: Ein Mann (31) übergoss laut Angaben der Polizei seine Lebenspartnerin mit Brennspiritus und zündete sie an. Die 34-jährige Frau kam ums Leben. Offenbar durch eine Verpuffung wurde auch der Tatverdächtige selbst schwer verletzt. Beide waren zum Zeitpunkt der Tat betrunken.

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