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In einem Labor wurden die Schafe zu Testzwecken behandelt.

© AFP

Genmanipuliertes Fleisch in Frankreich: Kotelett vom Quallen-Lamm

In Frankreich ist genmanipuliertes Schaffleisch in den Umlauf gekommen. Es war mit Proteinen von Quallen angereichert. Doch wie konnte es auf den Tellern landen?

Wer könnte Rubis verspeist haben? Die Frage treibt Wissenschaftler des Französischen Instituts für Agrarforschung (Inra), Verbraucherschützer und Kunden in Frankreich um. Bei dem mysteriös klingenden Namen handelt es sich weder um eine Droge noch um einen Leckerbissen aus der Gourmetküche, sondern um ein mediokres Schaf. Dieses Tier, Rubis mit Namen, hatte es in sich. Es stammte von einem Mutterschaf ab, dessen Gene mit Proteinen von Quallen modifiziert worden waren und das damit selbst ein mit diesem Erbgut angereichert war.

Auf noch nicht ganz geklärte Weise ist Rubis aus dem Stall eines Labors an einen Schlachthof bei Paris geliefert worden und von dort auf dem Teller eines oder mehrerer Verbraucher gelandet. Der Skandal ereignete sich bereits im vergangenen Herbst, gelangte aber erst jetzt durch einen Bericht der Zeitung „Le Parisien“ an die Öffentlichkeit. Seit der vergangenen Woche beschäftigt sich auch die Justiz mit dem Fall. Nach Informationen der Zeitung sollen zwei Mitarbeiter des Instituts „aus Rache“ Urheber des Skandals sein. Ausgangspunkt ist ein Forschungsprogramm, das Inra 2009 unter dem Namen „Mouton vert“ („grünes Schaf“) auflegte. Es beinhaltet Versuche mit verschiedenen Säugetieren zum Zweck medizinischer Therapien. Dazu gehören Experimente mit den durch Quallenproteine genveränderten Schafen.

Damit sollte nach Angaben des Instituts ein grün fluoreszierender Effekt im Organismus der Tiere erzeugt werden. Die Forschung verspricht sich davon eine bessere Kontrolle von Implantaten. Das im Frühjahr 2014 geborene Lamm Rubis sollte Teil dieses Programms sein. Doch dazu kam es nicht. Mit anderen Tieren, deren Gene nicht verändert worden waren, wurde Rubis von einem Schlachthof abgeholt. Wer Rubis verspeist hat, wird sich nie klären lassen. Sorgen um sein Wohlbefinden muss sich der unbekannte Genießer allerdings kaum machen. Nach einer Erklärung von Landwirtschaftsminister Stephane Le Foll stellt das Quallen-Lamm kein Risiko für die Gesundheit dar.

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