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Das Bildschirmfoto einer Todes- und Danksagungs-Anzeige aus einer Tageszeitung zeigt am Montag den Piloten der im vergangenen Jahr abgestürzten Germanwings-Maschine, Andreas Lubitz. Als Verfasser der Anzeige ist die Familie genannt.

© dpa

Update

Germanwings-Absturz: Eltern des Copiloten veröffentlichen Gedenkanzeige

Ihr Sohn brachte vor einem Jahr ein Flugzeug mit 150 Menschen an Bord absichtlich zum Absturz. Das erwähnen die Eltern von Andreas L. in einer Gedenkanzeige nicht, in der sie sich auch für die Unterstützung bedanken. Angehörige der Opfer sind empört.

Ein Jahr nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine in den französischen Alpen trauern die Eltern von Copilot Andreas Lubitz in einer Zeitungsanzeige öffentlich um ihren Sohn. In der am Samstag in der „Westerwälder Zeitung“ erschienenen Anzeige, die auch ein Foto des Verstorbenen zeigt, bedanken sie sich für vielfältige Unterstützung, erwähnen aber die Hinterbliebenen der Opfer mit keinem Wort. Eltern von Opfern zeigten sich darüber am Montag in der „Bild“-Zeitung empört.

Vor gut einem Jahr hatte Lubitz die Passagiermaschine der Germanwings in den französischen Alpen zum Absturz gebracht und 149 Menschen mit sich in den Tod gerissen. „Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns in einem Jahr voller Erschrecken und Angst, Nichtbegreifens, Ruhelosigkeit, Sprachlosigkeit, Verzweiflung und nicht bewältigter Trauer beigestanden und geholfen haben, unseren so sehr großen Verlust zu tragen und alles, was über uns hereinstürzte, auszuhalten“, heißt es in der Anzeige. „Wir haben in dieser sehr schweren Lebenssituation von so vielen Seiten erfahren, wieviel Wertschätzung ihm und uns entgegengebracht wurde.“

„Wir haben einen liebenswerten und wertvollen Menschen verloren"

Die Eltern des damals 27-Jährigen danken in ihrer Anzeige den Bürgern der Stadt Montabaur für „den Zusammenhalt und den geschützten Raum“, den sie für die Angehörigen geschaffen hätten. Weiterer Dank wird dem Pfarrer und Bestatter ausgesprochen. Am Ende der Anzeige heißt es: „Wir haben einen liebenswerten und wertvollen Menschen verloren. Für Dich: Wir vermissen Dich sehr, aber Du bist und bleibst in unseren Herzen.“

Die Eltern eines verstorbenen 24-Jährigen ließen über ihren Anwalt gegenüber der „Bild“-Zeitung mitteilen: „Wir können unser ermordetes Kind nur noch am Grab besuchen, in der Danksagung der Familie Lubitz wird ihr Sohn als wertvoller Mensch beschrieben. Man kann unsere Wut derzeit nicht in Worte fassen.“ Dennoch habe man Verständnis für die Trauer von Lubitz' Eltern.

Gedenkfeier für Schüler aus Haltern

Und ein weiterer Vater sagte der Zeitung, er könne die Trauer der Eltern verstehen. Ihm fehlten aber die Worte dafür, dass sie mit einer Danksagung in die Öffentlichkeit gegangen seien, in der die 149 Opfer nicht erwähnt worden seien.

In zwei Gottesdiensten wird am Montagmittag noch einmal der 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Joseph-Königs-Gymnasiums in Haltern am See gedacht, die vor gut einem Jahr bei dem Absturz ums Leben kamen. Im Mittelpunkt der Gedenkfeiern am Montag standen die 16 Schüler sowie die beiden Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums, die bei dem Absturz in den französischen Alpen ums Leben gekommen waren. An dem ökumenischen Gottesdienst in der Sixtus-Kirche nahmen rund 1000 Menschen teil, darunter auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne).

Die Gottesdienste fanden am Montag statt, weil der eigentliche Jahrestag der Katastrophe, der 24. März, in den nordrhein-westfälischen Osterferien lag. In der Marienkirche von Haltern gab es einen Gottesdienst für die Jahrgänge 5 bis 7. Die höheren Jahrgänge und zahlreiche Angehörige versammelten sich in der Sixtus-Kirche.

Vor dem Altar standen brennende Kerzen, auf die die Vornamen aller 18 Opfer aus Haltern geschrieben waren. Hinter den Kerzen lag eine große, von einer Kunst-AG der Schule gestaltete offene Hand, auf die alle 18 Namen geschrieben waren. Zu dem Bibelwort „Sieh her: Ich habe dich eingezeichnet in meine Hände“ wurden im Gottesdienst dann die Namen aller 18 Opfer genannt. In einem „Tränengebet“ ging es um die vielen Tränen der Trauer. Zur Veranschaulichung ließen Schülerinnen Krüge mit Wasser in einen großen Krug laufen. „So viel Leben, das noch hätte gelebt werden müssen. Auch darum werden wir noch viele Tränen weinen“, hieß es in dem Gebet. (KNA, dpa)

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