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Wrackteils des Germawings-Flugzeuges, das am 24. März in den französischen Alpen zerschellt war. Der Co-Pilot hatte den Absturz verursacht, 150 Menschen starben.

© dpa

Update

Germanwings-Flugzeugabsturz: EU-Arbeitsgruppe will psychologische Test für Piloten

Der wohl bewusst herbeigeführte Absturz einer Germanwings-Maschine über Frankreich im März mit 150 Toten schockierte. Der Pilot hatte nach bisherigen Erkenntnissen große psychische Probleme. Experten ziehen Lehren aus dem Unglück.

Mehr psychologische Untersuchungen, mehr Tests auf Alkohol und Drogen und gut ausgebildete Flugmediziner: Eine Expertengruppe unter Vorsitz der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA hat Konsequenzen aus dem Germanwings-Unglück vorgeschlagen. Ihr Bericht soll als Grundlage für spätere Empfehlungen an die Flugbranche und für mögliche Gesetzesänderungen dienen.

Die Vorschläge der Fachleute im Überblick: 

- Generelle psychologische Untersuchungen für künftige Berufspiloten: „Derzeit gibt es angehende Berufspiloten, die für ihre Ausbildung niemals eine psychologische Bewertung absolvieren“, bemängeln die Fachleute. Zwar müssten sich Flugmediziner teils auf die Angaben der Piloten zu möglichen Gesundheitsproblemen verlassen, doch soll mehr Wert auf die psychologischen Qualifikationen der Ärzte gelegt werden.

- Zwei-Personen-Regel: Schon im März empfahl die EASA, dass immer wenigstens zwei Crew-Mitglieder im Cockpit sein sollten. Dies soll tödliche Alleingänge eines Piloten verhindern helfen. Die Empfehlung soll nach einem Jahr überprüft werden, so der Bericht. - Alkohol- und Drogentests: Die Fluggesellschaften sollten nach Einschätzung der Experten stichprobenartig und bei besonderen Anlässen auf Alkohol und Drogen überprüfen. Die Unternehmen müssten unterscheiden zwischen „solider Unterstützung für Piloten, die (Probleme) selbst melden und Intoleranz für Piloten, die sich nicht melden und ihr eigenes und das Leben anderer in Gefahr bringen“.

- Flugmediziner: Die Qualifikation und Leistung von Fliegerärzten sollen künftig besser überprüft werden. Die EASA könnte hier neue Standards entwickeln. Zudem sollten sich diese Experten europaweit stärker vernetzen.

- Gleichgewicht zwischen Arztgeheimnis und Flugsicherheit: Angehende Piloten können sich medizinische Atteste in jedem europäischen Staat ausstellen lassen, der EASA-Mitglied ist. Dazu gehören neben den 28 EU-Ländern etwa die Schweiz oder Island. Piloten könnten daher „Medizin-Tourismus“ betreiben und Staaten ohne zentrales System zur Datenspeicherung wählen, so die Experten. Zudem könnten sie Flugmediziner konsultieren, die im Ruf stehen, weniger streng zu sein. Grunddaten zu bestimmten Untersuchungen sollten daher für ganz Europa zusammengeführt werden. Dabei soll es vorerst nur um Personendaten von Pilot und Arzt, aber nicht um medizinische Informationen gehen.

- Sicherheitsnetz für Piloten: Das Arbeitsumfeld solle Piloten bestmöglich unterstützen, betonen die Autoren des Berichts. Vertrauen zu Kollegen und Arbeitgeber sei wichtig, um Probleme frühzeitig ansprechen zu können. Eine „Atmosphäre der Angst“ müsse vermieden werden. Der Germanwings-Mutterkonzern Lufthansa lobte die EU-Empfehlungen zur Flugsicherheit. Die in Brüssel vorgestellten Vorschläge stünden im Einklang mit den Ergebnissen der deutschen Expertengruppe von Bundesregierung und dem Luftverkehrsverband BDL, erklärte das Unternehmen am Freitag in Frankfurt. Einzelne Punkte wie zum Beispiel die Anlaufstellen für Crewmitglieder seien bei Lufthansa bereits seit vielen Jahren etabliert, erklärte das Unternehmen. (dpa)

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