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Panorama: Gesetz der Landfahrer

Londoner Gericht stoppt die Räumung ihres illegalen Lagers und empfiehlt einen Abbau der Barrikaden

Die Barrikaden waren errichtet, Fernsehteams standen bereit, Hubschrauber flogen über „Dale Farm“. Alles wartete auf die Räumung von 51 Familien in einem der größten europäischen Landfahrerlager beim britischen Ort Basildon östlich von London, auch 200 Aktivisten, die sich mit Fahrradschlössern an Zäune gekettet hatten. Einer betonierte sogar seinen Arm ein. „Die Räumung wird noch heute beginnen. Die Menschen hier wollen, dass Recht und Gesetz durchgesetzt wird“, sagte Basildons Stadtratchef Tony Ball, der in gelber Sicherheitsweste und Helm am Rande der illegalen Siedlung eine Pressekonferenz gab.

Dann plötzlich kam die Nachricht. Der High Court in London hatte mit einer einstweiligen Verfügung die Räumung ausgesetzt – wegen Formfehlern in den Räumungsbescheiden der Stadt. Candy Sheridan, eine Angehörige des irischen „Tinker“- oder Zigeuner-Clans, dem der größte Teil des illegalen Lagers gehört, war heimlich vor Gericht gezogen. Anders als ihre Clan-Angehörigen spricht sie statt Irisch lupenreines Englisch, sie hat studiert, ist Vizevorsitzende des „Gypsy Councils“ Norfolk und will sich für eine Kompromisslösung einsetzen, die den Bedürfnissen der Travellers und dem Recht Geltung verschafft. „Ich habe Pläne und Planungsanträge und werde mich dafür einsetzen, dass jede der Familien wegzieht, sobald ein geeigneter Platz gefunden ist“, sagte sie.

Am Freitag wird erneut verhandelt. Die Verfügung des Gerichts ist eine Art Schlichtungsversuch. „Niemandem ist geholfen, wenn wir Krawall in Dale Farm haben“, sagte der Richter und wies den Basildon Council an, jeder der betroffenen Familien eine eigene Räumungsklage mit genauem Zeitplan zuzustellen. Die Travellers sollen dann bis Donnerstag Stellung nehmen. Sie mussten sich außerdem verpflichten, die protestierenden Aktivisten zum Abzug zu bewegen und die Barrikaden abzubauen. Am Freitag dann soll auch die Gemeinde Basildon an der Verhandlung teilnehmen. „Ich bin sicher, dass das Gericht uns am Ende Recht geben wird“, versicherte Stadtchef Ball.

Die Aktivisten sehen die Travellers von Dale Farm als Opfer von Diskriminierung. „Niemand will Travellers in seiner Nachbarschaft haben“, sagte Candy Sheridan. Aber nach einem Bericht der Zeitung „Daily Mail“ besitzen einige der „Travellers“ ganze Siedlungen in Irland. Die meisten der Travellers in Dale Farm leben seit Jahren von der Sozialhilfe in Basildon.

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