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Panorama: Gespaltene Persönlichkeit?

Mordfall Jakob: Experten bezweifeln Geldgier als einziges Motiv

Frankfurt/Main (dpa). Der mutmaßliche Mörder des Frankfurter Bankierssohns Jakob von Metzler hat sein Schweigen gebrochen. Nach seinem umfassenden Geständnis am Dienstag soll der 27 Jahre alte JuraStudent am Donnerstag weiter zum Tatablauf verhört werden. Magnus G. hatte in einer sechsstündigen Vernehmung am Montag eingeräumt, den Elfjährigen entführt und getötet zu haben – vermutlich aus Habgier. „Er hat die Entführung und Tötung des Kindes von der Planungsphase bis zum Ablegen der Leiche in einem See (bei Schlüchtern) zugegeben“, teilte der Frankfurter Oberstaatsanwalt Rainer Schilling am Dienstag mit. „Nach dieser Schilderung muss als Motiv der Tat die Beschaffung von Geld angenommen werden.“ Schilling sprach von einem „Teilgeständnis“. Die Vernehmung sei „extrem anstrengend und extrem aufreibend“ gewesen, berichtete der Anwalt des 27-Jährigen, Hans Ulrich Endres. Sein Mandant habe aber schließlich – zwei Wochen nach seiner Festnahme und 17 Tage nach der Tat – ein „volles und umfassendes Geständnis“ abgelegt.

Der Druck auf Magnus G. hatte in den Tagen vor seinem Geständnis extrem zugenommen: Die Indizien sprachen immer mehr gegen ihn. Das Lösegeld von einer Million Euro wurde fast komplett in seiner Wohnung, die nahe der Bushaltestelle liegt, an der Jakob verschleppt wurde, gefunden. Magnus G. hatte die Polizei mit seinen Angaben zum Fundort der Leiche von Jakob geführt. Schließlich hatte sein Anwalt indirekt damit gedroht, das Mandat niederzulegen, wenn er nicht gestehe: Einen Indizienprozess werde es mit ihm nicht geben.

„Der übersteigerte Wunsch in sozial höhere Kreise zu gelangen, der übersteigerte Wunsch nach Geld und Statussymbolen erklärt die Tat nicht komplett“, betont der Leiter der kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden, Egg. „Neben dem braven, freundlichen anständigen Sohn, muss es einen höchst unzufriedenen sich mit inneren Zerwürfnissen quälenden Menschen geben.“ Diese verschiedenen Seiten der Persönlichkeit müssten die Gerichtspsychologen und -psychiater aufklären. „Habsucht oder Geldgier ist zu einfach“, sagt auch Strafverteidiger Endres. Was hinter dieser „gespaltenen Persönlichkeit steckt, die auf der einen Seite freundlich, zurückhaltend und Gewalt ablehnend ist und auf der anderen Seite einen elfjährigen Bub umbringt“, müsse tiefenpsychologisch ergründet werden.

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