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Gesundheit: 2.Weihnachtstag: Alles stinkseriös hier

Alle Jahre wieder bringen sie Freude in Berliner Wohnzimmer und Kinderherzen: als Weihnachtsmänner und Engel verkleidete "Heinzelmännchen".Das Geld, das die FU-Studenten sich auf solcher Mission verdienen, geben sie oftmals für Geschenke aus, mit denen sie wiederum andere Menschen beglücken - oh du fröhliche Weihnachtszeit!

Alle Jahre wieder bringen sie Freude in Berliner Wohnzimmer und Kinderherzen: als Weihnachtsmänner und Engel verkleidete "Heinzelmännchen".Das Geld, das die FU-Studenten sich auf solcher Mission verdienen, geben sie oftmals für Geschenke aus, mit denen sie wiederum andere Menschen beglücken - oh du fröhliche Weihnachtszeit! Doch wie zeigt sich ihre "Alma mater" im vorweihnachtlichen Studienalltag, wenn die Studenten Bart und Mantel, Flügel und Locken ablegen? Und wie feiern sie selbst und andere Uni-Angehörige das Fest der Liebe an ihrem "Arbeitsplatz"?

Der erste Eindruck an der FU ist eher ernüchternd.Kein Goldglanz erhellt Rost- und Silberlaube in diesen trüben Tagen.Auch nach einem der unzähligen Weihnachtsbäume, die mit ihren Lichtern noch die letzten tristen Ecken der Hauptstadt aufhellen, sucht man in den langen, monotonen Gängen des Gebäudes vergeblich.

Erst in der Mensa erwartet die Vorfreude-Hungrigen ein Stück weihnachtlicher Gemütlichkeit: Gleich drei Weihnachtsbäume sind über die große Halle verteilt, und die "Espresso-Ecke" schmückt sich mit selbstgebastelten Sternengirlanden.Mitarbeiterinnen der Mensa haben sie in Eigeninitiative gebastelt und aufgehängt, erklärt Küchenchef Jarocki nicht ohne Stolz.Überhaupt erweist sich die gesamte Mensa-Besatzung als ein sehr weihnachtsfeier-freudiges Völkchen.Jeder der etwa 50 Mitarbeiter zahlt einen Obulus von 20 Mark, und dann wird neben der normalen Arbeit mit viel Liebe geplant, gekocht und dekoriert.Die Feier beginnt mit einem vorher gekürten "Weihnachtscocktail" und kalt-warmem Buffet.Wenn danach der DJ richtig einheizt, schwingt vom 20jährigen Azubi bis zum 60jährigen Altgedienten wirklich jeder das Tanzbein - zu Weihnachtsliedern, Schlagern, Walzer und Pop.So feiert die "schöne Gemeinschaft", wie Jarocki sie freudig beschreibt, schon seit vielen Jahren bis tief in die Nacht.

Auch in der Bibliothek des Germanistischen Seminars schwärmt eine Mitarbeiterin vom bevorstehenden Weihnachts-Frühstück der insgesamt 26köpfigen Bibliotheks-Crew.Es findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und verspricht vor allem kulinarischen Genuß, wie eine Liste beweist, in die jeder einträgt, was er zum großen Frühstücksbüffet beitragen wird.Gedeckt wird die Tafel im Büro des Bibliotheksleiters, Christian Büttrich.

Aber auch die Studenten lassen sich in puncto Weihnachtsfeier nicht lumpen.Viele Fachbereiche haben kleine "Weihnachtspartys".Die Germanisten zum Beispiel laden am heutigen Donnerstag ab 18 Uhr ins Café "Goetropa" (J30/24) zu Glühwein, heißer Schokolade und Keksen.Der Übergang vom eher besinnlichen Anfang der Party zum ausgelassenen "Abhotten" vollzieht sich erfahrungsgemäß schnell, weiß Stefanie von der Fachschafts-Inititave.Doch gegenüber den Mensa-Leuten haben die studentischen Tänzer einen deutlichen Nachteil: Um zehn Uhr muß Schluß sein, da hier der Hausmeister nicht mittanzt und die letzten Türen schließen will.

Da die Rost- und Silberlaube jedoch nicht nur ein großer Party(t)raum ist, wurde hier zum Thema "Weihnachten" auch schon wissenschaftlich gearbeitet.Im Rahmen eines germanistischen Seminars zu "Weihnachtsliteratur" machten sich im vergangenen Wintersemester FU-Studenten auf die Suche nach Sinn und Inhalt des Festes: zunächst in Literatur und Filmen, dann in Straßen-Interviews vor Buchhandlungen und Kaufhäusern.Die Übungen zum kreativen Schreiben, die Seminarleiterin Petra Kuhnau anregte, führten schließlich zu ersten eigenen Texten.Schnell war klar, daß daraus ein Buch entstehen sollte - und jetzt liegt es im Handel vor.Es beinhaltet Erzählungen, Gedichte, Collagen und Fotos rund ums Thema "Weihnachten".Die sehr individuellen Texte sind wirklichkeitsnah und decken ein breites Spektrum von heiter und romantisch bis zu traurig, kriminalistisch oder horrormäßig ab.Alle Geschichten spielen in Berlin.Ganz in Anlehnung an das prominente Vorbild Erich Kästner, der seine schönsten Wintergeschichten im Hochsommer geschrieben hat, sind viele Texte der Jungautoren unter der warmen Frühlingssonne entstanden.Da mußte manch einer der Weihnachtsstimmung schon mal mit verrammelten Fenstern, Tee und Kerzenschein nachhelfen, wie Kuhnau schmunzelnd anmerkt.

Sie steht übrigens mit ihrer Begeisterung für das Phänomen Weihnachten unter den Lehrenden des Fachbereichs Germanistik recht alleine da.Zumindest haben die Herren und Damen Professoren das gemeinsame Weihnachtsfeiern schon vor Jahren eingestellt, wie ein Streifzug durch zahlreiche Sekretariate ergibt."Stinkseriös" seien sie hier alle, so der zusammenfassende Kommentar einer Sekretärin.Na dann: Fröhliche Weihnachten!

Weihnachten in Berlin.Herausgegeben von Petra Kuhnau.Weidler Verlag, Berlin.196 Seiten, 12 Abbildungen, DM 29,80.

ANKE KRICKS

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