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Gesundheit: Älter als die Sonne

Ein Meteorit brachte uraltes Gestein auf die Erde

Als am frühen Morgen des 18. Januar 2000 ein etwa 150 Tonnen schwerer Gesteinsbrocken in die Erdatmosphäre eintrat, begann ein einzigartiges Schauspiel. Als Feuerball am noch dunklen Himmel war der Koloss fast eine Viertelstunde lang zu beobachten, wobei er bis auf die Größe eines Lkw verglühte. Schließlich durchschlug der Meteorit die Eisdecke des kanadischen Sees „Lake Tagish“ – und zwar mit einer Wucht, die der Sprengkraft von fast 3000 Tonnen Trinitrotoluol (TNT) entspricht.

Damals ahnte niemand, welche urgeschichtliche Fracht der Koloss aus dem All mitgebracht hatte. Jetzt haben Forscher in dem Meteoriten Partikel gefunden, die sie für älter als unsere Sonne halten. Das wäre das älteste Material, das jemals auf der Erde nachgewiesen wurde.

Dass die unscheinbaren schwarzgrauen Brocken, die damals direkt nach dem Einschlag aus dem Lake Tagish gefischt wurden, winzige hohle Kügelchen aus organischer – also auf dem Element Kohlenstoff basierender – Materie enthalten, war schnell bekannt. Ähnliche Gebilde waren seit den sechziger Jahren schon in vielen Meteoriten gefunden worden. Doch bisher gab es „keine Methode, um die Herkunft dieser Kügelchen zu untersuchen, da sie kleiner als 1/400-stel Millimeter sind“, sagt Keiko Nakamura-Messenger vom Johnson Space Center (JSC), das zur US–Raumfahrtbehörde Nasa gehört. Mit zwei im Jahr 2005 am JSC installierten nanotechnologischen Instrumenten konnten Nakamura-Messenger und ihre Kollegen die Zusammensetzung der winzigen Kügelchen jetzt endlich genauer unter die Lupe nehmen. Die Messungen zeigten, dass die Kügelchen bei extrem niedrigen Temperaturen (etwa minus 260 Grad Celsius) entstanden sein müssen. Solche Temperaturen herrschten in der Gaswolke, aus der vor über 4,5 Milliarden Jahren unser Sonnensystem entstand. Möglicherweise, so spekulieren die Forscher im Fachblatt „Science“ (Band 314, Seite 1439), könnten solche organischen Kügelchen – aus einer Zeit bevor sich die Sonne bildete – zur Entstehung des Lebens auf der Erde beigetragen haben.

Viele Wissenschaftler hielten die organischen Kügelchen bisher für „irdische Verunreinigungen“, sagt die Forscherin. Das lässt sich im Fall des Tagish-Lake-Meteoriten aber ausschließen, da er bereits unmittelbar nach seinem Niedergang geborgen wurde und seither tiefgefroren aufbewahrt wird. Außerdem unterscheidet sich die Zusammensetzung der Isotope erheblich von der irdischen Materials; die Kügelchen können also nicht von der Erde stammen.

„Wenn wir davon ausgehen, dass solche Meteoriten zu allen Zeiten auf die Erde gefallen sind, dann sind auch zu jener Zeit, als das Leben entstanden ist, organische Kügelchen aus dem All auf die Erde gelangt“, sagt Mike Zolensky vom JSC. Kohlenstoff, wie er in dem uralten Gestein gefunden wurde, ist der chemische Grundbaustein allen irdischen Lebens. kay/dal

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