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Gesundheit: Alles für die Studenten

Die Betreuung im Examen muss besser werden – notfalls auch durch Zwang Von Hans-Otto Schenk

Jeder Studierende in Deutschland kann sein Studium nur mit einer wissenschaftlichen Arbeit abschließen, der Examensarbeit. In der Regel ist das ein spannungsgeladener einmaliger Kraftakt von erheblicher Tragweite. Die Note für die Examensarbeit hat mit 1,5 oder 2-fachem Gewicht Einfluss auf die gesamte Abschlussnote. Und eine gut bewertete Examensarbeit ist die beste Visitenkarte für berufliche Bewerbungen.

Doch die Betreuung von Examensarbeiten wird mitunter als lästige Pflicht missverstanden. Angesichts der dem Hochschullehrer ex officio zugewachsenen Herrschaftsmacht treten pädagogisches Verantwortungsbewusstsein und psychologisches Einfühlungsvermögen leicht in den Hintergrund. Gelegentlich werden Examenskandidaten schon bei der Themavergabe völlig überfordert. Beliebt ist auch die ABM-Taktik: Kandidaten werden in ein laufendes Forschungsprojekt eingebunden. Sie bekommen Themen „aufs Auge gedrückt“, deren Ergebnis bei entsprechender Passform ohne Urheberangabe als Bausteine für das Projekt des Meisters verwendet werden. Spätestens mit dem Ende seiner Abhängigkeit sollte der Absolvent als whistleblower tätig werden und den Plagiator anzeigen!

Besonders unberechenbar sind Neuprofessoren. Der eine macht sich mit überaus günstigen Aussichten bei den Studiosi beliebt; der andere hält sich von Anfang an mit ungnädigen Anforderungen zu viele Kandidaten vom Leibe.

Verantwortliche Betreuer werden andere Wege wählen. Sie werden das Thema der Arbeit sowohl nach Aspekten der wissenschaftlichen Ergiebigkeit als auch nach thematischem Interesse des Kandidaten und nach Machbarkeit festlegen. Sie werden die Thematik strukturierende Aufgabenblätter und Literaturhinweise aushändigen. Und sie werden eine spezielle Lehrveranstaltung zur Betreuung der Examensarbeiten anbieten, denn diese eröffnet die großartige Doppelchance beiderseitigen Lernens. Das leidigste Kapitel stellt die Notengebung für Examensarbeiten dar. Notwendigerweise beruht sie auf subjektiver Bewertung und nicht auf objektiver Messung. Deswegen sollten sich die Dozenten auf ein gemeinsames Bewertungsschema einigen, Vorschläge dafür gibt es bereits.

Wenn an den Hochschulen schon die gesamte Lehre, aufgeteilt in Pflichtmodule, vorgeschrieben wird, warum werden dann die Professor(inn)en nicht verpflichtet, einen so prägenden Studienbestandteil wie die Betreuung von Examensarbeiten im Rahmen eines speziellen Kolloquiums durchzuführen und sich auf objektive Bewertungsstandards zu einigen?

Der Autor war Professor für Wirtschaftswissenschaften in Duisburg. Soeben ist sein Buch, „Die Examensarbeit. Ein Leitfaden für Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler“ erschienen.

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