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Gesundheit: „Arbeit bildet!"

Ein Nachruf auf Friedrich Edding

Friedrich Edding ist am 14. September im Alter von 93 Jahren gestorben. Als Begründer der Bildungsökonomie in Deutschland und als Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin hat er viele Jahre lang die Entwicklung der Bildungsfinanzierung und der beruflichen Bildung in der Bundesrepublik maßgeblich beeinflusst – wissenschaftlich und politisch.

Lange bevor in den 60er Jahren Bildungsreformen die öffentliche und politische Diskussion bestimmten, fand Edding sein Lebensthema: die Kosten und ökonomischen Wirkungen von Schule und Ausbildung. Mit diesem heute wieder höchst aktuellen Thema befasste er sich sogar schon vor dem „Sputnik-Schock" von 1959 – dachte Reformen vor und beeinflusste sie in vieler Hinsicht auch praktisch.

1959 wurde Edding als Professor an die Hochschule für Internationale Pädagogische Forschung in Frankfurt am Main berufen, 1964 als Direktor der Abteilung Bildungsökonomie am Max-Planck Institut für Bildungsforschung in Berlin und gleichzeitig auf einen neugeschaffenen Lehrstuhl an der Technischen Universität Berlin.

Einige Veröffentlichungen veranschaulichen seine Arbeitsschwerpunkte über die Jahre: Gleiche Bildungschancen in allen Bundesländern? (1962), Ökonomie des Bildungswesens (1963), Relativer Schulbesuch und Abschlussquoten im internationalen Vergleich (1965), Lebenslanges Lernen (1972), Stirbt das duale System der Berufsausbildung? (1975), Wohlbefinden in der Arbeitswelt (1997).

Der Überschätzung der allgemeinen Bildung setzte Edding die Vorstellung entgegen, dass auch praktische Tätigkeit zur Bildung beiträgt: „Arbeit bildet!" war dabei das Motto. Die Verknüpfung von Bildung und Berufspraxis war für ihn ein Bildungsideal, das er mit großem politischen Engagement verfolgte. Er verstand zudem Wissenschaft als kulturell bestimmtes Widerspiel von Theorie und Praxis.

Auch als Institutionenerbauer war Friedrich Edding erfolgreich: Das Bundesinstitut für Berufliche Bildung geht in seiner Konzeption auf seine Initiative zurück, er engagierte sich für die Berliner Akademie für Weiterbildende Studien und die Berliner Ausbildung für nachberufliche Arbeitsbereiche.

Dabei hat sich der Wissenschaftler Edding immer wieder politisch eingemischt, von der Teilnahme am Verfassungskonvent in Herrenchiemsee 1948 bis zu einem persönlichen Brief an Bundeskanzler Kohl 1994, um ihn für die Gleichstellung von Universitäts- und Fachhochschuldiplomen im Öffentlichen Dienst zu gewinnen.

Über seinen politischen Werdegang und die Entwicklung seines bildungspolitischen Denkens hat Friedrich Edding eine eindrucksvolle Autobiographie verfasst: „Mein Leben mit der Politik 1914-1999". Karl Ulrich Mayer

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