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Gesundheit: "Auch unser Geldbeutel ist leer" - Eine Podiumsdiskussion an der Freien Universität

Ob das noch was wird? Seit Jahren steht das Semesterticket auf der Tagesordnung, doch die Realisierung ist in Berlin offenbar ein Ding der Unmöglichkeit.

Ob das noch was wird? Seit Jahren steht das Semesterticket auf der Tagesordnung, doch die Realisierung ist in Berlin offenbar ein Ding der Unmöglichkeit. "Das Interesse der Studierenden an einem solchen Ticket ist groß, wenn der Preis stimmt. Bei einem Betrag über 200 Mark jedoch nimmt die Akzeptanz schnell ab", sagt Florian Böhm vom ASTA der TU. Er gibt zu bedenken, dass die Studenten in den letzten drei Jahren "Tariferhöhungen von 50 Prozent hinnehmen mussten, während zugleich ihr Budget immer knapper wird". Die Berliner Verkehrsunternehmen wollen aber nicht weiter mit sich handeln lassen. "Auch unser Geldbeutel ist leer. Wir haben einfach keinen Handlungsspielraum mehr. Dieses Angebot ist für uns die Schmerzgrenze", entgegnet Hubertus Maciejewski von der S-Bahn Berlin GmbH. Er hoffe, dass die Studentenseite endlich ihre starre Haltung aufgibt, denn "ich würde liebend gerne mit den Studierenden einen Vertrag abschließen."

Auf der Diskussionsveranstaltung über das Thema "Job-Ticket und Semester-Ticket - Verkehrskonzept im Öffentlichen Dienst und an den Hochschulen" letzte Woche im Henry-Ford-Bau der FU, kamen sich die beiden Parteien nicht näher. Laut Statistik kauft der Berliner Student fünf Monatsmarken (à 75 Mark) pro Jahr. Der Preis für das Semester-Ticket (im Jahr 430 Mark) entspricht also knapp sechs regulären Monatsmarken. Dennoch wollte Florian Böhm keine Zugeständnisse machen. Die Diskussion schien lange Zeit ohne Annäherung zu verlaufen. Uneinigkeit herrschte schon bei der Bewertung der Preise von normalen U- und S-Bahnkarten. "Berlin liegt mit seinen Preisen weit unter Durchschnittsniveau", meinte der S-Bahner Maciejewski. Reinhard Kischkel vom TU-Personalrat hielt dagegen, das Berliner Preisgefüge bewege sich schon lange nicht mehr am unteren Ende, "es steuert vielmehr auf das Toplevel zu". Und nun war man auch schon beim zweiten Thema: Das Job-Ticket für Hochschulbedienstete.

Die Mitarbeiter an den Hochschulen wollen endlich in den Genuss eines Firmen- und Behörden-Tickets kommen. "Ich blicke neidvoll auf andere Städte, wo das Arbeitnehmerticket schon lange funktioniert", sagte Kischkel. Schon vor fünf Jahren habe sich an der TU eine "überwältigende Mehrheit" der Beschäftigten dafür ausgesprochen, doch seien die anschließenden Gespräche mit der BVG leider im Streit über die Finanzierung eingeschlafen. Demgegenüber erhielten die in Berlin tätigen Bundesbediensteten das so genannte Behörden-Ticket mit 15 Prozent Rabatt auf den Preis einer Jahreskarte. Das Bundesverwaltungsamt (BVA) übernimmt hier die kostenintensiven administrativen Aufgaben.

Wie Bernhard Ehmann vom BVA sagte, seien bisher 8500 Tickets beantragt worden. Doch warum funktioniert dieses System nicht an den Hochschulen? Schließlich kann jede Firma oder Behörde, in der mindestens 100 Mitarbeiter als Neukunden ein Firmen- und Behörden-Ticket beantragen, einen Rabatt von bis zu 15 Prozent aushandeln. Kischkel erklärte, dass eine einzelne Hochschule personell nicht in der Lage sei, den Verwaltungsaufwand zu übernehmen, und fragt in Richtung Verkehrsunternehmen: "Warum berechtigt nicht einfach der Dienstausweis zum Ticketkauf?" Doch dann macht ein Vorschlag die Runde. Wie wäre es, wenn das Landesverwaltungsamt (LVA) die Verwaltungsaufgaben für alle Berliner Hochschulen übernehme, wie das BVA für die Bundesbediensteten? Wäre die Uni dazu bereit? Kischkel nickt. Wäre die S-Bahn GmbH im Gegenzug dazu bereit, dann ebenfalls 15 Prozent Rabatt zu gewähren? Maciejewski nickt ebenfalls. Ja, das ist doch was! Man müsse also nur noch den Unileitungen vorschlagen, das LVA damit zu beauftragen, die Konditionen auszuhandeln. Und dann bietet Bernhard Ehmann auch noch an, dem LVA "leider nicht kostenlos, aber tatkräftig zur Seite zu stehen". Plötzlich scheint der Weg frei. Und deshalb sieht Moderator Rolf Busch vom Referat Weiterbildung der FU nach drei Stunden Diskussion auch einigermaßen glücklich aus.

Tom Heithoff

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