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Gesundheit: Bachelor light

An der FU wird der Lehrplan abgespeckt – gegen den Willen der Studenten

Das Bachelor-Studiensystem sorgt an der Freien Universität Berlin (FU) erneut für Aufregung. Derzeit werden die Studienordnungen in vielen Fächern überarbeitet – und an die ersten Erfahrungen der Studenten mit den Nachfolgern der alten Magister- und Diplomstudiengänge angepasst. Nicht alle Studierenden sind glücklich mit den geplanten Änderungen. Da die Anforderungen gesenkt werden sollen, befürchten sie, dass der Bachelor zum „Magerstudium“ verkommt.

Im Herbst 2004 hatte die FU die meisten Fächer neu organisiert, als eine der ersten Hochschulen in Deutschland. Studenten sollten effizienter lernen und so nach drei Jahren einen ersten vollwertigen Uniabschluss erlangen können. Semester für Semester sammeln Studenten jetzt „Leistungspunkte“. Die Punkte bekommen die Studenten, wenn sie ihre Pflicht-Seminare und Vorlesungen besuchen, die zu „Modulen“, wichtigen Themenschwerpunkten, zusammengefasst sind. Am Ende des Semesters müssen sie zahlreiche Klausuren und Hausarbeiten bestehen. Bis zu 30 Wochenstunden, sieben Klausuren und fünf Hausarbeiten pro Semester sind derzeit keine Seltenheit.

Dennoch befürchteten Kritiker ein Schmalspurstudium. Ein Absolvent könne nach sechs Semestern in das Fach höchstens reingeschnuppert haben. Gegen diese Bedenken wehrten sich die Bachelorstudenten. Im Gegensatz zu den Magister- und Dipolmstudentem müssten sie viel mehr Pflichtkurse besuchen und vor allem viel mehr Prüfungen absolvieren, sagten sie – und kritisierten, dass in einigen Fächern die Zahl der geforderten Prüfungen kaum zu schaffen sei. Als dritte Gruppe der Skeptiker formierten sich Verteidiger des selbstständigen Lernens wie der Politikwissenschaftler Peter Grottian. Er prangert die „McDonaldisierung“ der Uniausbildung an, in der man die Themen „in Module verpackt“ wie Fastfood serviert bekomme.

Bei der Arbeit an den neuen Studienordnungen wurde die Kritik ernst genommen, heißt es aus der FU. Die Abfolge der Module soll nicht mehr so streng geregelt sein wie bisher. Vor allem soll die Lehre „entschlackt“ werden, wie Werner Väth, Vizepräsident der FU, sagt.

Das heißt konkret: Weniger Pflichtveranstaltungen und weniger Prüfungen. Wer künftig an der FU ein Geschichtsstudium im „Kernfach“ – so heißt das Hauptfach im Bachelorsystem – beginnt, muss nur noch drei Veranstaltungen pro Woche besuchen. Das sind sechs Semesterwochenstunden. In der alten Bachelorordnung waren rund ein Drittel mehr Kurse vorgesehen. Zu den großen historischen Epochen – Antike, Mittelalter, Frühe und Späte Neuzeit – müssen die angehenden Historiker künftig nur noch ein Modul im gesamten Studium belegen. Bisher waren mindestens zwei Pflicht. Ähnlich werde auch in anderen Studiengängen der Lehrplan reduziert, sagt Väth: „Was im Studiengang Geschichte passiert, kann als exemplarisch für unsere Bachelorstudiengänge gelten.“

Studenten ist das Studium jetzt zu dünn. „Wenn man in jede historische Epoche nur reinschnuppert, kann von Wissenschaft keine Rede sein“, sagt Lisa Just, Geschichtsstudentin im vierten Semester. Einige Hausarbeiten und Klausuren weniger als bisher sollte die Uni fordern, nicht aber die Kursanzahl kürzen.

Der Historiker Paul Nolte, zuständig für die neue Studienordnung in seinem Fach, widerspricht: Der Bachelor bleibe auch mit dem reduzierten Programm ein wissenschaftlicher Abschluss. Wie Väth appelliert Nolte an die Studenten, selbst tätig zu werden. In der Tat ist für ein freies Studium im Bachelorsystem künftig viel mehr Zeit vorgesehen: Studenten könnten in der Bibliothek jetzt intensiver ihre Kurse vor- und nachbereiten.

Die Freiheit der Studenten ist nicht der einzige Grund für die Abmagerungskur des Bachelors. Ein weiterer Anlass ist die anstehende Einführung der Masterstudiengänge. Sie sollen auf den Bachelor aufbauen und die wissenschaftliche Ausbildung vertiefen. „Eine Universität profiliert sich über ihre Masterangebote“, sagt Väth. Wenn man gute Masterstudiengänge wolle, brauche man genügend Dozenten. „In vielen Fächern wurden aber zu viele Lehrkräfte im Bachelor eingesetzt“, sagt Väth. Kapazitäten, die bisher für den Bachelor vorgesehen waren, würden jetzt in den Master transferiert. Um sowohl den Bachelor im bisherigen Umfang als auch den Master ausreichend zu versorgen, fehle der Uni das Personal.

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