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Gesundheit: Baden-Württembergs Rektoren fordern Gemeinschaftsschule

Die bundesweite Debatte über die Zukunft der Hauptschule eskaliert derzeit in Baden-Württemberg: Dort hatten knapp 100 Schulleiter in einem Brief an Kultusminister Helmut Rau (CDU) den „überfälligen Wechsel“ vom dreigliedrigen Schulsystem zur Gemeinschaftsschule gefordert, in der Kinder über die vierte Klasse hinaus miteinander lernen. Ein Sprecher des Ministeriums sagte daraufhin, Rau sei verwundert über Stil und Weg der Erklärung.

Die bundesweite Debatte über die Zukunft der Hauptschule eskaliert derzeit in Baden-Württemberg: Dort hatten knapp 100 Schulleiter in einem Brief an Kultusminister Helmut Rau (CDU) den „überfälligen Wechsel“ vom dreigliedrigen Schulsystem zur Gemeinschaftsschule gefordert, in der Kinder über die vierte Klasse hinaus miteinander lernen. Ein Sprecher des Ministeriums sagte daraufhin, Rau sei verwundert über Stil und Weg der Erklärung. „Es bleibt beim dreigliedrigen Schulsystem“, betonte der Sprecher. Die Initiatoren des offenen Briefs wurden indes von der Schulaufsicht vorgeladen. Die Grünen im Landtag warfen Rau daraufhin obrigkeitsstaatliches Verhalten vor. Sie wollen nun im Landtag eine Debatte zum offenen Brief erzwingen.

Das Festhalten des Landes am starren dreigliedrigen System gefährde zahlreiche Standorte, argumentieren die Rektoren. Es widerspreche internationalen Erfahrungen und sei gegenüber den Schülern ungerecht. Auslöser für den deutlich formulierten Unmut war die Ankündigung neuer Reformen der Hauptschule durch Rau. Diese seien eine „Ohrfeige für die bisherige Arbeit der Hauptschullehrer“, heißt es. Die neuen Inhalte würden bereits seit Jahren umgesetzt. Problem sei nicht die Arbeit der Schulen, sondern ein System, das die Hauptschule zur Restschule mache. Es sei weltweit einzigartig, Kinder nach vier Jahren in Begabte und Unbegabte, Schnelle und Lahme zu sortieren. Für die Schüler sei dies schmerzhaft.

„Wie lässt sich dies mit Ihrer christlich-demokratischen Grundhaltung vereinbaren?,“ fragen die Schulleiter in dem Brief. Sie verweisen auf internationale Studien, nach denen gemeinsames Lernen die Leistung in der Breite wie in der Spitze steigere. Das bestehende System dagegen grenze aus, statt zu integrieren und zu fördern. Die Schulleiter setzen beim Wechsel zur Gemeinschaftsschule auf einen weiteren Effekt: Viele kleine Orte könnten so ihre Schule als „kulturellen Mittelpunkt einer Gemeinde“ behalten.

Ein Sprecher des Ministers verwies dagegen auf die vorliegenden Pläne, die Hauptschulen in sich weiterzuentwickeln, und auf die Möglichkeit von Verbünden mit Realschulen. Einer der vier Initiatoren, der Ravensburger Hauptschulrektor Rudolf Bosch, sieht möglichen Sanktionen durch die Schulaufsicht gelassen entgegen: „Ich habe keine Angst.“ Er und seine Kollegen erhielten aus allen Richtungen Lob und Ermutigung. fvb

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