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Gesundheit: Beharrlicher Streiter

Der Psychosomatiker Thure von Uexküll wird 95

Nur etwa ein Drittel aller Patienten sind rein organisch krank. Ein gleich großer Anteil hat sowohl körperliche als auch psychische oder psychosoziale Probleme, und die Übrigen, auch etwa ein Drittel, habe ausschließlich psychische Beschwerden. Dieses Problem treibt den Altmeister der psychosomatischen Medizin noch immer um, obwohl Thure von Uexküll morgen 95 Jahre alt wird. Gerade geißelte der beharrliche Rebell wieder einmal die „absurde Aufspaltung des heutigen Gesundheitswesens in eine somatische Medizin mit hochspezialisierten und kostenintensiven Spezialkliniken für kranke Körper ohne Seelen und in eine psychologische Medizin mit Psychotherapeuten und Neurosekliniken für leidende Seelen ohne Körper“. Das liest man in der neuen (soeben bei Urban & Fischer erschienenen) Ausgabe des „Uexküll“. So wird das von ihm herausgegebene Standardwerk „Psychosomatische Medizin“ kurz genannt.

Sein Leben lang hat von Uexküll sich bemüht, diese Spaltung der Medizin zu überwinden, theoretisch wie praktisch.

Das Rüstzeug für eine integrierte Medizin holte er sich zuerst bei seinem Vater, dem Biologen Jakob von Uexküll, zuletzt bei philosophischen Richtungen wie Konstruktivismus, Systemtheorie und Semiotik. Sie halfen ihm, das biomechanische Menschenbild zu ergänzen um das Modell vom Menschen als lebendem, sich selbst organisierendem System, bestehend aus Subsystemen verschiedener Ebenen, mit der molekularen beginnend. Ist die Kommunikation innerhalb dieser Subsysteme oder zwischen ihnen gestört, entsteht Krankheit. R.St.

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