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Gesundheit: Berlin braucht keine Riesen-Uni

Von George Turner, Wissenschaftssenator a.D.

Was München hat, braucht Berlin auch, ist zu hören – nämlich eine Debatte darüber, ob man nicht alle Universitäten der Stadt unter ein Dach bringen sollte. Dann sei es leichter, über die Strukturen der Universitäten zu entscheiden, wird gesagt. Eine unsinnige Konkurrenz werde entfallen; abwegige Streitereien, wem Nobelpreisträger zuzurechnen seien, könnten gar nicht erst entstehen.

Das ist richtig und doch zu kurz gegriffen. Zunächst: Wenn über die Berliner Universitäten gesprochen wird, sollte dabei nicht vergessen werden, dass dazu auch die Technische Universität und die Universität der Künste gehören. Bisher schien es immer nur darum zu gehen, die Freie Universität und die HumboldtUniversität zu vereinigen.

Schon dagegen, erst recht gegen eine weitere Konzentration, spricht jedoch die Größe einer solchen Institution und ihre räumliche Verteilung über die Stadt. Wenn Gebilde effektiv geleitet werden sollen, bedarf es einer gewissen „Nähe“ zu den Personen und einer Überschaubarkeit der Objekte. Gäbe es nur noch eine „University of Berlin“, wäre beides nicht mehr gewährleistet. Auch verblüfft das Argument, die Münchner Universitäten – beide in Ranglisten stets gut postiert – würden durch eine Fusion unschlagbar. Niemand käme auf die Idee, Harvard und das MIT zu vereinigen.

Gleichwohl könnte man sich die Berliner Hochschullandschaft besser geordnet vorstellen. Dabei wäre die Nachbarschaft von Potsdam stärker zu berücksichtigen. Und die Medizin sollte nicht in einer Zwitterstellung als „Gliedkörperschaft“ von Freier und Humboldt-Universität verbleiben, sondern als selbstständige „Medical School“ organisiert sein. Die Fachhochschulen sollten zusammengelegt werden, neben der UdK sollte es nur noch eine künstlerische Hochschule geben. Das alles ist anders entschieden worden. Dabei sollte es jetzt auch bleiben. Die Universitäten brauchen keinen neuen Streit um ihre Strukturen. Mit großer Mühe haben sie gerade erst ihre gemeinsamen Strukturpläne vorgelegt.

Natürlich müssen die Kräfte der Berliner Wissenschaft gebündelt werden. Dazu braucht man aber kein neues Dach, sondern einen Wissenschaftssenator. Doch dieser beschäftigt sich lieber damit, die Einführung der Viertelparität in den Entscheidungsgremien der Hochschulen vorzubereiten. Das sagt alles.

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