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Gesundheit: Bibliotheken-Netzwerk: Vernetzung kostet Geld

Den öffentlichen Bibliotheken in Berlin steht das Wasser bis zum Hals. Auf einer Expertenanhörung vor dem Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses zeichneten die Vertreter der Stadtbezirksbibliotheken eine düstere Zukunft: Den Bezirken fehlen ab 2002 rund 1,5 Millionen Mark, um den elektronischen "Verbund öffentlicher Bibliotheken Berlins" (VÖB) aufrecht zu erhalten.

Den öffentlichen Bibliotheken in Berlin steht das Wasser bis zum Hals. Auf einer Expertenanhörung vor dem Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses zeichneten die Vertreter der Stadtbezirksbibliotheken eine düstere Zukunft: Den Bezirken fehlen ab 2002 rund 1,5 Millionen Mark, um den elektronischen "Verbund öffentlicher Bibliotheken Berlins" (VÖB) aufrecht zu erhalten.

Das ambitionierte Projekt ist bei der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) angesiedelt. Durch den VÖB sind alle bezirklichen Hauptbibliotheken und die einzelnen Stadtbezirksbüchereien vernetzt. Nutzer können sich ihre Bestellungen über das Internet in die nächstgelegene Bücherei schicken lassen.

Die Ebbe im Landeshaushalt hat die Bibliotheken in den Stadtbezirken seit Mitte der neunziger Jahre unter schweren Druck gesetzt. Gab es 1994 noch 225 öffentliche Bibliotheken in den Berliner Bezirken, waren es im vergangenen Jahr nur noch 184. Zwischen 1997 und 1999 wurden die Etats für Beschaffung, Mitarbeiter und Ausstattung um 3,5 Millionen Mark gekürzt. Nachdem nun die Stadtbezirke zu zwölf Großbezirken vereinigt wurden, dürfte sich der Geldmangel noch verstärken.

Das Land Berlin hat bislang rund 30 Millionen Mark in den Aufbau des VÖB investiert. Ab 2002 will der Berliner Senat alle Folgekosten für den Betrieb des Verbundes an die Bezirke übertragen, immerhin zusammen rund 1,5 Millionen Mark. Wissenschaftsenator Christoph Stölzl verteidigte diese Auflage für die bevorstehenden Haushaltsdebatten: "Im Etat unserer Senatsverwaltung sind 2,5 Millionen Mark für den VÖB vorgesehen. Die Bezirke sollen nur 1,5 Millionen Mark tragen, das sind vierzig Prozent der gesamten Kosten."

Er stellte aber klar, dass die Bibliotheken "zur Grundversorgung der breiten Bevölkerung mit Wissen" gehören. Auf die Gefahr, dass einige Bezirke wegen der Kosten aus dem Bibliotheksverbund wegen der Kosten aussteigen, müsse das Land in jedem Falle reagieren. Lichtenberg und Hohenschönhausen hatten bereits angekündigt, weitere Bibliotheken zu schließen. Wedding, Tiergarten und der alte Bezirk Mitte brachten bis zur Fusion zusammen immerhin 635 000 Mark auf. Der neue Großbezirk Mitte kann nur noch 435 000 Mark für seine Büchereien ausgeben, fast ein Viertel weniger.

Als Irrtum hat sich erwiesen, dass der elektronische Verbund und der Einsatz von Multimedia oder Internet in den Bibliotheken Personal einsparen könnte. Nach Aussage der Experten sind die IT-Anwendungen besonders pflegeintensiv, denn die Bevölkerung muss in den Gebrauch von CD-Rom oder Internet erst eingewiesen werden.

Sollte das Land den Stadtbezirken bei der Finanzierung des VÖB nicht entgegen kommen, werden einige Bezirke auf die Etats zur Beschaffung neuer Bücher und CD-Rom zurückgreifen, um die Lücke zu stopfen. "Dann haben wir zwar eine technisch hochwertige Vernetzung", meinte Christoph Stölzl, "aber die Bestände geben nicht mehr her als moderne Antiquariate."

Heiko Schwarzburger

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