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Gesundheit: Bildung: Ruf nach Reform

Wichtig sei die "klare Ausrichtung des Unterrichts weg von theoretischer, lebensferner Bildung" hin zu mehr Praxisnähe, erklärte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Baden-Württembergs Ministerin Annette Schavan (CDU) gestern vor der Presse. Schavan räumte ein, dass die Schüler bislang in Deutschland zu sehr mit Wissen vollgestopft worden seien.

Wichtig sei die "klare Ausrichtung des Unterrichts weg von theoretischer, lebensferner Bildung" hin zu mehr Praxisnähe, erklärte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Baden-Württembergs Ministerin Annette Schavan (CDU) gestern vor der Presse. Schavan räumte ein, dass die Schüler bislang in Deutschland zu sehr mit Wissen vollgestopft worden seien. Diese "zu starke Konzentration auf die Gedächtnisleistung" habe dazu geführt, "dass Verstehensleistungen nicht besser, sondern schlechter geworden sind". Auch spiegelten Noten, so wie sie bisher gegeben werden, offenbar "nicht das tatsächliche Verstehen wider".

Schavan sprach sich für neue Fortbildungsprogramme für Lehrer aus. Schwachen Schülern sollten besonders in den Ferien Angebote gemacht werden, damit sie Rückstände aufholen könnten. Zu spätes Einschulen solle ebenso vermieden werden wie zu lange spielerische Phasen zu Beginn der Schulzeit. "Wir unterfordern Kinder in einem Alter, wo viel Neugierde da ist.

Keine Bundeskompetenz

Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn strebt keine erweiterte Rahmenkompetenz des Bundes für die Schulen an. Das hatte der FPD-Vorsitzende Guido Westerwelle verlangt. "Schnelle Hilfe und zügige Reformen sind für die betroffenen Schülergenerationen wichtiger als jahrelanges Kompetenzgerangel", sagte die Ministerin. Denn für eine Rahmenkompetenz des Bundes in Schulfragen müsste erst das Grundgesetz geändert werden. Sie forderte aber die Länder auf, die Konsequenzen aus den Pisa-Ergebnissen zu ziehen und die im Forum Bildung zwischen Bund und Ländern verabredeten Reformen dringend umzusetzten.

Nordrhein Westfalens Bildungsministerin Gabriele Behler (SPD) fordert mehr Ganztagsangebote für die Schüler. Zur besseren Integration von Einwandererfamilien sollten Aufbaukurse in Deutsch organisiert werden. Auch bei deutschen Kindern müsse bereits vor der Einschulung die Sprachkompetenz im Kindergarten verbessert werden. Die bayerische Bildungsministerin Monika Hohlmeier (CSU) rief die Kultusministerkonferenz auf, geschlossen und konsequent zu handeln. Die Zeiten parteipolitischen Taktierens seien vorbei. Frau Hohlmeier will den Kultusministern für ihre heute beginnende Konferenz in Bonn ein vier-Punkte-Programm vorlegen. Die Vorschläge zielen auf eine verbesserte Sprachkompetenz in der Vorschule und auf die Förderung nicht Deutsch sprechender Kinder. Außerdem soll das Angebot an Ganztagsschulen ausgebaut werden.

Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt erklärte: "Eine faktische Analphabetenrate von rund 22 Prozent in einer der führenden Industrienationen der Welt ist ein Skandal." Die Finanzminister müssten umgehend ihren Beschluss ändern, die Bildungsausgaben ab 2005 zu senken. "Den Anschluss an die Weltspitze erlangen wir nur, wenn schnell Konsequenzen aus der Pisa-Studie gezogen werden, die allerdings nicht zum Nulltarif zu haben sind."

Die Kultusministerkonferenz plant, im Jahr 2002 Diskussionsforen mit Lehrern, Eltern und Schülern zu veranstalten, um über die Ergebnisse zu diskutieren (5./6. März 2002 in Bonn). Mit den Fachdidaktikern für Deutsch, Mathematik und Naturwissenschaften sowie mit Erziehungswissenschaftlern wird über die Konsequenzen für eine bessere Lehrerbildung diskutiert (14./15.Februar 2002 in Hubertusstock-Brandenburg und 23./24. April in Ludwigsfelde/Brandenburg). Ziel ist es, die Fachausbildung vor allem der Grundschullehrer zu verbessern und ihre Diagnosefähigkeit für Schulversagen oder Schulerfolg zu erhöhen. Besonders sollen die Eliten der Ausländer angesprochen werden, um sie dafür zu gewinnen, in den Ausländerfamilien darauf hinzuwirken, dass die Mütter gut Deutsch lernen.

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