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Gesundheit: Biotechnik: "Goldener Reis" für die Dritte Welt

Ein Geschenk mit vielleicht weitreichenden Folgen: zwei deutsche Wissenschaftler haben Ende vergangener Woche die ersten Körner einer gentechnisch veränderten Reispflanze an das Internationale Reisforschungsinstitut in Los Banos auf den Philippinen überreicht. Der Reis ist besonders Vitamin-A-haltig und soll unentgeltlich an Bauern in Entwicklungsländern abgegeben werden, um hier die Folgen des Vitaminmangels zu mildern.

Ein Geschenk mit vielleicht weitreichenden Folgen: zwei deutsche Wissenschaftler haben Ende vergangener Woche die ersten Körner einer gentechnisch veränderten Reispflanze an das Internationale Reisforschungsinstitut in Los Banos auf den Philippinen überreicht. Der Reis ist besonders Vitamin-A-haltig und soll unentgeltlich an Bauern in Entwicklungsländern abgegeben werden, um hier die Folgen des Vitaminmangels zu mildern. Damit der Reis tatsächlich von den Bauern genutzt werden kann, muss er zunächst am philippinischen Reisforschungsinstitut in verschiedene lokale Zuchtsorten eingekreuzt werden.

Rund zehn Jahre haben die beiden Forscher Ingo Potrykus (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich) und Peter Beyer (Universität Freiburg) für die Entwicklung der Pflanzen benötigt. Sie hoffen darauf, mit dem aufgrund seines Gehalts an Provitamin A (Beta-Carotin) goldfarbenen Reis den Vitaminmangel vor allem in Afrika und Asien zu mildern. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben jedes Jahr ein bis zwei Millionen Kinder an Vitamin-A-Mangel, eine halbe Million erblindet. Herkömmlicher Reis enthält kaum Vitamin A, so dass die transgene Züchtung helfen könnte.

Während sich die Pflanzen-Gentechnik sonst meist darauf beschränkt, ein bestimmtes Merkmal zu verändern, haben die Wissenschaftler gleich eine ganze biochemische "Produktionslinie" im transgenen Reis etabliert. Dazu schleusten sie über ein kompliziertes Verfahren zwei Gene aus der Osterglocke und ein Erbmerkmal aus einem Bakterium in das Reis-Genom ein.

Die Wissenschaftler benutzten bei ihren Experimenten insgesamt 70 Patente von 32 verschiedenen Unternehmen und Universitäten. Es gelang Potrykus und Beyer, die Patenthalter davon zu überzeugen, keine Lizenzgebühren für den "goldenen Reis" zu erheben, sofern die Einkünfte bei der Nutzung der Pflanze 10 000 Dollar nicht übersteigen. Sie verteidigen zugleich die Patentierung gentechnischer Verfahren, weil sie zur Offenlegung zwingt und nur so die Entwicklung des Reises möglich war. Ein humanitärer Beraterkreis, dem die Forscher angehören, soll die korrekte Verteilung der Pflanze überwachen.

Aus Sicht der Forscher erfüllt der Reis "sämtliche Anforderungen, die von den Gegnern gentechnisch veränderter Lebewesen an uns gestellt worden sind", schreiben sie in der "Frankfurter Allgemeinen": Die Reissorte sei nicht für die Industrie entwickelt worden, sie nutze den Armen, beeinträchtige die natürliche Vielfalt nicht und sei für Umwelt und Gesundheit verträglich. Trotzdem lehnen die Gentechnik-Gegner sie ab, weil sie in ihr ein "trojanisches Pferd" der Biotechnik-Industrie sehen. Für die Wissenschaftler offenbart sich darin, dass es den Kritikern nicht um den Verbraucher, sondern "um einen radikalen, aus politischen Gründen geführten Kampf gegen eine Technologie" gehe.

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