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Gesundheit: Bunte Scherben aus grauen Gruben

Entdeckung im Nil-Delta: Die Alten Ägypter stellten schon vor über 3000 Jahren Glas her

In Pi-Ramesse, der Hauptstadt des alten Ägypten, wurde schon vor rund 3300 Jahren buntes Glas aus gemahlenem Quarz hergestellt. Das haben Archäologen jetzt bei Grabungen in der Nähe von Qantir im östlichen Nil-Delta entdeckt und im Fachblatt „Science“ veröffentlicht (Band 308, Seite 1756).

„Die älteste bis zu unserem Fund bekannte Glaswerkstatt fanden Archäologen auf Rhodos – aus der Zeit um 300 vor Christus“, sagt Thilo Rehren vom University College London. Gemeinsam mit Edgar B. Pusch vom Hildesheimer Pelizaeus-Museum hat er den Rekord jetzt um 1000 Jahre gebrochen.

Bereits vor 3500 Jahren hatten die Menschen in Mesopotamien, dem Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, Gefäße und Perlen aus Glas – davon zeugen zahlreiche Funde. Auch auf dem Gebiet des alten Ägypten fand man unzählige Gefäße, Vasen und andere bunte Glasüberreste. Aber wurden sie auch dort hergestellt? Ja, wie die Ausgrabungen bei Qantir beweisen.

„Wir haben Tonkrüge gefunden, in denen die Rohstoffe auf bis zu 900 Grad erhitzt wurden“, sagt Rehren. Ähnlich, wie man eine Backform einfettet, kleideten die Ägypter die Tongefäße – vermutlich alte Bierkrüge – mit einer dünnen Kalkschicht aus, bevor sie das Quarzmehl und die Flussmittel hineinfüllten. Das sollte das Herauslösen des Glasblocks nach dem Erkalten erleichtern.

In einem zweiten Arbeitsschritt schmolzen die Ägypter das Glas bei etwa 1000 Grad in speziellen Tiegeln wieder ein. Die fertigen Glasblöcke wurden dann in anderen Kunstwerkstätten zu Gefäßen, Perlen und sonstigen Dekorationsobjekten weiterverarbeitet. „Die Menschen im späten Bronzezeitalter stellten vor allem buntes Glas her. Sie kannten die dafür nötigen Zusatzstoffe, die noch heute bei der Glasherstellung verwendet werden“, sagt der Archäologe. Bei Qantir fand er auch Färbetiegel mit Spuren dieser Mittel.

Im Reich von Ramses II galt Glas als ebenso wertvoll wie Gold und Edelsteine. Die meisten Glasüberreste, die die Forscher in den Tonkrügen und Tiegeln entdeckten, waren rot oder blau, einige auch türkis. Das wohl berühmteste Schmuckstück der alten Ägypter ist der Skarabäus, ein Mistkäfer in Türkis. „Die Farbe Türkis stand für Fruchtbarkeit und wurde mit der Göttin Hathor in Verbindung gebracht“, sagt der Professor für archäologische Materialien und Technologien.

Dagny Lüdemann

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