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Gesundheit: Chancengleichheit: Ungenügend Benachteiligte Schüler werden in Deutschland zu wenig gefördert Unicef: Gegliedertes Schulsystem ist eine Ursache des Problems

Das Kinderhilfswerk Unicef hat die schlechten Bildungschancen benachteiligter Kinder kritisiert – und diesmal ist nicht in einem fernen Entwicklungsgebiet, sondern in Deutschland. „Deutsche Kinder mit bildungsferner Herkunft haben eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, nur unzureichend Lesen und Schreiben zu lernen, als ihre Altersgenossen aus privilegierteren Elternhäusern“, erläuterte der Geschäftsführer von Unicef- Deutschland, Dieter Garlichs, am Dienstag die Ergebnisse einer Vergleichsstudie seiner Organisation.

Das Kinderhilfswerk Unicef hat die schlechten Bildungschancen benachteiligter Kinder kritisiert – und diesmal ist nicht in einem fernen Entwicklungsgebiet, sondern in Deutschland. „Deutsche Kinder mit bildungsferner Herkunft haben eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit, nur unzureichend Lesen und Schreiben zu lernen, als ihre Altersgenossen aus privilegierteren Elternhäusern“, erläuterte der Geschäftsführer von Unicef- Deutschland, Dieter Garlichs, am Dienstag die Ergebnisse einer Vergleichsstudie seiner Organisation. In fast allen anderen Industrieländern wirke sich die Benachteiligung durch das Elternhaus nicht so deutlich auf das Schulergebnis aus.

Eine der Ursachen für die schlechten Ergebnisse ist laut Unicef das gegliederte deutsche Schulsystem mit Haupt-, Realschule und Gymnasium. Die frühe Festlegung der Schullaufbahn – in den meisten Bundesländern geschieht dies in der vierten Klasse – werde den tatsächlichen Fähigkeiten und Potenzialen der Kinder nicht gerecht, sagte Pressesprecherin Helga Kuhn. Das zeige sich unter anderem daran, dass 40 Prozent der Realschüler und sechs Prozent der Hauptschüler in der achten Klasse bessere Mathematikleistungen erzielten als das schlechteste Viertel der Gymnasiasten.

„Es ist menschlich unakzeptabel und wirtschaftlich unsinnig, dass bis heute der Status der Eltern den Schulerfolg der Kinder bestimmt und schwächere Schüler einfach abgehängt werden“, so Garlichs. Unicef verfasste eine eigene Studie über den Wechsel von der Grund- und die weiterführende Schule in Deutschland. Dabei wirkt die Elternentscheidung stark, manchmal stärker als die Leistungsfähigkeit der Kinder. Diese Entscheidung lasse sich später nur schwer revidieren und falle in Deutschland sehr früh.

In dem Ranking nach Chancengleichheit im Schulsystem teilten sich Finnland, Irland und Polen den ersten Platz. Dort ist die Wahrscheinlichkeit für benachteiligte Kinder, unzureichend Lesen und Schreiben zu lernen, nur halb so hoch wie in Deutschland. Kritisch bewertet die Kinderhilfsorganisation auch die großen Leistungsunterschiede zwischen den gleichaltrigen Schülern. Volle fünf Schuljahre liegen hier zwischen schwachen und starken Schülern im gleichen Alter.

Für ihre Studie hat Unicef die Daten der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) genutzt, mit den Studien Pisa, Timss und „International Adult Literacy Survey“. Als weitere Konsequenz der schlechten Schulergebnissen fordert Unicef, die Vorschulerziehung in Deutschland auszubauen. Die Kindergartengebühren seien viel zu hoch, um den Zugang für alle Kinder zu sichern. Auch die Ausbildung der Erzieherinnen müsse besser werden.

Die Unicef-Studie steht im Internet:

www.unicef.de

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