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Gesundheit: Charité fürchtet Verluste

Klinische Studien könnten gefährdet sein

Die Charité befürchtet im Falle einer Übernahme von Schering durch Merck gravierende Folgen. „Schering ist ein wichtiger Partner der Charité“, sagt Wolfram von Pannwitz, der kaufmännische Leiter des neuen Charité-Centrum für Neurologie. Bei etwa 180 Kooperationen zahlt Schering der Charité Geld – die klinischen Studien, in denen die Wirkungsweise von Medikamenten auf Patienten getestet werden, gehören genauso dazu wie die Unterstützung von Gastdozenten. Wie viel Drittmittel die Charité genau von Schering einnimmt, will die Klinik nicht sagen.

Vor allem die Nähe des Firmensitzes von Schering spiele für die Charité eine große Rolle, sagt von Pannwitz. „Dass der Vorstand eines großes forschenden Pharmaunternehmens in der Stadt ist und Interesse am wissenschaftlichen Umfeld hat, ist enorm wichtig.“ Entscheidend sei, ob Merck nach einer Übernahme von Schering das Profil der Forschung verändern würde und die Krebsforschung – ein wichtiges Forschungsfeld für Schering und die Charité – auch künftig in Berlin beibehalten werde. Wenn das Profil verändert werde, „hätte das auch Auswirkungen auf die Charité.“

In der Stadt gibt es zudem Befürchtungen, dass das Projekt „Gesundheitsstadt Berlin“ gefährdet sein könnte. „Die symbolische Bedeutung von Schering für den Forschungsstandort Berlin ist beachtlich“, sagt Franz Dormann, der Geschäftsführer des Projekts. Für den Senat sind die Gesundheitswissenschaften eines der Hauptforschungs- und Wirtschaftsfelder der Stadt, in der viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. „Die Verlagerung des Schering-Firmensitzes nach Darmstadt wäre ein Sprengsatz für die Gesundheitsstadt“, sagt von Pannwitz.

Nach Angaben des Gesundheitsökonomen Klaus Henke von der TU Berlin hängen an der Gesundheitswirtschaft rund 10 000 Arbeitsplätze, rund 6 000 entfallen auf Schering, viele andere auf kleinere Biotechnologiefirmen, die direkt oder indirekt von dem Konzern abhängen. „Schering ist ein Beispiel par excellence für die Zusammenarbeit von Industrie, Forschung und Klinik“, sagt Henke. Er warnt davor, diesen Standortvorteil aufs Spiel zu setzen, denn auch die Vergabe von Drittmitteln in der Forschung hänge davon ab, wie stark sich die Industrie, also auch Schering, beteilige. „Alles muss getan werden, damit die jetzige Struktur in Berlin erhalten bleibt“, sagt Hans-Gerhard Husung, Staatssekretär in der Wissenschaftsverwaltung. pet/pja

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