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Defibrillator: Per Knopfdruck zurück ins Leben

Menschen retten für Laien: Rechtzeitig eingesetzt, kann ein Defibrillator den plötzlichen Herztod verhindern. So funktioniert das.

Wer kennt solche dramatischen Szenen nicht aus Filmen und Arztserien: Ein Mann im weißen Kittel hält in jeder Hand eine Art Bügeleisen. Dann presst er die beiden Metallplatten gegen die Brust eines leblosen Menschen, jagt Stromstöße durch dessen Körper, bis der Patient mit einem Ruck wieder zum Leben erwacht. Defibrillator nennt man das Gerät, zu dem die „Bügeleisen“ gehören. Die Szenen wirken meist, als sollte man das Lebenretten lieber den Fachleuten überlassen. Doch das stimmt nicht ganz.

Defibrillatoren gibt es auch im handlichen Kleinformat mit nur zwei oder drei Tasten. „Diese automatischen Geräte sind idiotensicher“, sagt Matthias Henning, der beim Deutschen Roten Kreuz in Berlin Rettungssanitäter und Laien im Umgang mit dem Gerät schult. Die Maschine stellt selbstständig fest, ob der Patient einen Stromstoß benötigt und gibt nur dann tatsächlich einen Schock ab.

Zwei Stunden Schulung seien ausreichend, im allergrößten Notfall gehe es sogar ohne, sagt Dietrich Andresen, Kardiologe und Direktor der Klinik für Innere Medizin des Vivantes-Klinikums Am Urban. Er leitet die Studie „Sudden Death in Berlin“, die zeigen soll, wie und ob der Einsatz von Defibrillatoren Menschen vor dem plötzlichen Herztod retten kann. Deshalb hat er in der ganzen Stadt 40 Geräte verteilt: In Hotels, Banken, U-Bahnhöfen, Behörden und in Kaufhäusern wie dem KaDeWe. Außerdem wertet er den Erfolg der Schulungen von dort Angestellten aus. Rund 100 Laien hat allein DRK-Ausbilder Henning 2007 den Umgang mit dem „Defi“ beigebracht.

Eine wichtige Aufgabe, denn 3500 Berliner sind jedes Jahr auf schnelle Hilfe durch einen Stromstoß angewiesen, nämlich wenn ihr Herz zu „flimmern“ beginnt. „Plötzlicher Herztod“ nennt man das – als seien die Betroffenen schon nicht mehr zu retten. Dabei bleibt der Herzmuskel in 90 Prozent aller Fälle aber nicht einfach stehen, sondern beginnt unkontrolliert zu zucken. „Das ist ein elektrischer Unfall“, sagt Andresen. Denn jeder Herzschlag entsteht durch einen Stromstoß, den das Herz selbst produziert. Dafür sind bestimmte Zellen verantwortlich. Bei einem Kammerflimmern geben nun aber auch alle anderen Zellen Stromstöße ab, unkontrolliert und unregelmäßig. Die Folge: „Ein großes Chaos“, sagt Andresen. Der Kreislauf bricht zusammen, das Gehirn wird nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Der Mensch verdreht die Augen und wird bewusstlos. Mit einem Stromstoß von außen – vom Defibrillator – werden alle Zellen auf einmal erregt, ruhen sich im nächsten Moment alle gemeinsam aus und starten dann neu – und zwar richtig. Wie bei der Reset-Taste am Computer. Ein Neustart – und der Patient ist gerettet.

„Doch das geschieht viel zu selten“, sagt Andresen. Denn zu wenige Menschen reagierten richtig, wenn ein solcher Unfall in ihrer Nähe passiert. Aus Angst, etwas falsch zu machen, warten sie meist auf den Rettungsdienst. Doch der braucht in der Regel acht Minuten zum Unfallort, sagt DRK-Ausbilder Henning. Doch schon nach drei Minuten ohne ausreichend Sauerstoff wird das Gehirn irreparabel geschädigt. Nach zehn Minuten setzt der Hirntod ein. Und so sterben jährlich 3000 Berliner – rund 80 Prozent der Betroffenen–, weil Hilfe zu spät kommt.

Und warum bekommt jemand so ein Kammerflimmern aus heiterem Himmel? „Wenn wir das genau wüssten“, sagt Andresen. Manchmal liege es am Elektrolyt- oder Hormonhaushalt, selten an angeborenen Herzfehlern. Und es kann jeden treffen – auch junge Menschen. Häufig tritt es jedoch im Zusammenhang mit Infarkten auf. „Schlimm ist, dass die Menschen mitten aus dem Leben gerissen werden. Es gibt keinen Abschied“, sagt Andresen.

Weitere Informationen unter: www.steiger-stiftung.de.

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