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Gesundheit: Den Sterbenden nahe

Zum Tod der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross

Die Sterbeforscherin Elisabeth Kübler Ross ist tot. Die Amerikanerin schweizerischer Abstammung starb am Dienstagabend im Alter von 78 Jahren in ihrem Haus in Scottsale im US-Staat Arizona.

1995 hatte sie eine Serie von Schlaganfällen erlitten. 1997 sagte sie, nachdem sie lange unter starken Schmerzen gelitten hatte, in einem Interview mit dem „Spiegel“: „Seit zweieinhalb Jahren wünsche ich mir jeden Abend, dass dieses die Nacht meines Todes sein wird. Ich wäre begeistert.“ Elisabeth Kübler-Ross vereinsamte und verbitterte zunehmend – der weltweite Ruhm, den sie genoss, half dagegen nicht.

Geboren 1926 als zwei Pfund schweres Drillingskind in Zürich, studierte sie später gegen den Willen ihrer Eltern Medizin an der Universität Zürich. Danach, Ende der 50er-Jahre, siedelte sie als Ärztin in die USA über.

Dort wurde sie 1969 bereits mit ihrem ersten Buch berühmt: „On Death and Dying“ („Interviews mit Sterbenden“). Darin dokumentiert sie Gespräche mit Sterbenden, die sie am Chicagoer Billings Hospital geführt hatte.

Die Forscherin teilte das Sterben in fünf Phasen ein: Nicht-Wahrhaben-Wollen und Isolation, Zorn, Verhandeln, Depression, Zustimmung. „Zuerst reagieren sie mit Schock und Ablehnung, mit Zorn und Wut und dann mit Kummer und Schmerz“, schildert sie in ihrem Buch. „Später feilschen sie mit Gott. Sie werden depressiv und fragen: ,Warum gerade ich?’ Schließlich ziehen sie sich ein Weilchen in sich selbst zurück, um sich von den anderen abzusondern, während sie hoffentlich ein Stadium von Frieden und Hinnahme erreichen.“

„Interviews mit Sterbenden“ wurde zum weltweiten Bestseller und gehört noch heute zum Lehrmaterial an Universitäten. Kübler-Ross stieg schon bald zum Guru auf und versuchte in Hunderten von Seminaren dem Tod sein schreckliches Gesicht zu nehmen: „Ich habe viele Jahre lang den Tod erforscht, und ich habe nicht den Schatten eines Zweifels, dass er wundervoll sein wird.“

Sie hatte viele Fans – doch mit ihren Tabu-Brüchen machte sich Kübler-Ross auch Feinde, insbesondere im konservativen Amerika. Als sie etwa Mitte der 80er Jahre auf ihrer großen Farm im US-Staat Virginia verkündete, HIV-infizierten Babys ein letztes Zuhause geben zu wollen, waren die Nachbarn empört – aus Angst, sich bei den Kindern anzustecken. Kübler-Ross gab nach, trotzdem brannten Unbekannte im Oktober 1994 das von ihr gegründete Zentrum Healing Waters nieder. Kurz daraufhin kam es zu den schweren Schlaganfällen.

In ihrer Autobiografie „Das Rad des Lebens“ schreibt sie: „Mein Tod wird für mich wie eine herzliche Umarmung sein“, und sie werde endlich frei sein „wie ein schöner Schmetterling“. bas

Mehr im Internet unter:

www.elisabethkublerross.com

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