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Gesundheit: Der Informatiker

Bei den Informatikern in Adlershof kann es passieren, dass der Besucher vergeblich an den automatisierten Klinken rüttelt, obwohl gerade „Tag der Offenen Tür" ist: „Die sind so programmiert", sagt Anusch Taraz, lächelt und schließt auf. Computer können eben nicht mitdenken, sie wissen nichts von einem „Tag der Offenen Tür".

Bei den Informatikern in Adlershof kann es passieren, dass der Besucher vergeblich an den automatisierten Klinken rüttelt, obwohl gerade „Tag der Offenen Tür" ist: „Die sind so programmiert", sagt Anusch Taraz, lächelt und schließt auf. Computer können eben nicht mitdenken, sie wissen nichts von einem „Tag der Offenen Tür".

Anusch Taraz forscht, um den Intelligenzquotienten der Technik zu heben. Ihn interessieren Algorithmen, also Verfahren, die schwierige Probleme lösen können. Mit ihrer Hilfe könnten beispielsweise intelligente Suchmaschinen entwickelt werden, die das Netz oder große Datenbanken nach clustern, also Anhäufungen von Informationen, durchforsten: „Zufällige Strukturen und Algorithmen" heißt sein Forschungsgebiet an der Schnittstelle zwischen Theoretischer Informatik und Diskreter Mathematik.

Einen Quantensprung hat es in seinem Alltag nicht gegeben, seit er am 1. Mai seine Juniorprofessur angetreten hat. „Aber einen kleinen Hüpfer schon", sagt Taraz. Zwar saß er schon vorher als Assistent in den Gremien und forschte weitgehend unabhängig von seinem Professor. Aber nun spürt er die Verantwortung deutlicher: „Man wird mehr gesehen. Früher konnte man sich auch mal hinter dem Professor verstecken."

Die anderen Professoren haben den 31-Jährigen sogleich „freundlich oder freundschaftlich" in ihre Runde aufgenommen, „auch wenn möglicherweise nicht jeder von ihnen die Juniorprofessur für eine gute Idee hält". Vielleicht hat es ihm geholfen, dass er an der Humboldt-Universität schon lange bekannt ist, überlegt er. Hier wurde er nach seinem Studium in Bonn vor drei Jahren mit dem Thema „Phase transitions in the evolution of partially ordered sets" promoviert. Seitdem hat der Enkel iranischer Emigranten in Adlershof als Assistent gearbeitet.

„Das wissenschaftliche Umfeld in Berlin ist exzellent", sagt er, „in Deutschland etwas Ähnliches zu finden, ist ausgeschlossen, in Europa dürfte es sehr schwierig sein". So hat Anusch Taraz bislang auch keinen Grund gesehen, in die USA zu gehen, wo sich in großen Firmen viel Geld verdienen lässt: „Die Forschung bietet mehr Freiheiten als die Industrie." Außerdem ist da noch das „Five-body-problem": Taraz würde seinen drei Kindern und seiner Frau, die an der Charité arbeitet, den Umzug nicht zumuten wollen. In der nächsten Zeit will er eine Arbeitsgruppe in Berlin aufbauen. Und er denkt darüber nach, ob er sich trotz Juniorprofessur noch habilitieren soll: „Eigentlich passt das nicht so recht zueinander. Aber irgendwann will man sich ja mal an einer anderen Uni bewerben, an der vielleicht traditioneller gedacht wird.“akü

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