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Gesundheit: Der lachende Zweite (Kommentar)

Von einem "Tag der Freude" sprach der Braunschweiger Genforscher Helmut Blöcker bei der Vorstellung des Chromosoms 21 am Montag in Berlin. Wenn eine Pressekonferenz "glücken" kann, so war diese Präsentation ein Beispiel.

Von einem "Tag der Freude" sprach der Braunschweiger Genforscher Helmut Blöcker bei der Vorstellung des Chromosoms 21 am Montag in Berlin. Wenn eine Pressekonferenz "glücken" kann, so war diese Präsentation ein Beispiel. Knappe, doch spannende Stellungnahmen, offene und präzise Antworten auf kritische Fragen. Endlich hatte die deutsche Genom-Forschung, wenigstens für einen Moment, einen Zipfel der ganz großen Öffentlichkeit. Und diesen PR-Erfolg hatte sie sich mehr als verdient. Sogar die "Tagesthemen" meldeten einmal keinen "Gen-Skandal", sondern positive Neuigkeiten vom menschlichen Erbgut. Dass die Konferenz soviel Aufmerksamkeit fand, lag allerdings an jenem mächtigen Schatten, den Craig Venter auf die öffentliche Genom-Forschung wirft. Der Forschungsdirektor der privaten US-Sequenzierfabrik Celera, der unter weltweitem Aufsehen verkündete, das menschliche Erbgut bereits sequenziert zu haben (aber noch keine Daten vorlegte), hat ein Spiel, aber noch lange nicht das Turnier verloren. Denn Venter fängt erst an - und sein Hauptziel ist nicht die Entzifferung des "Genoms an sich", sondern das Auffinden jener genetischen Varianten, die Teil unserer Einzigartigkeit sind, vor allem aber über die Anfälligkeit für Krankheiten und vieles mehr entscheiden können. Diese im Fachjargon "SNPs" genannten Spielarten der Gene sind eine wichtige Basis für künftige Arzneien. Sie sind das wahre Gold im Genom. Und wer Venters Sequenzier-Kapazitäten kennt, wird seine Überlegenheit wohl zähneknirschend anerkennen müssen. Hans Lehrach, Kopf des deutschen Genom-Projekts, sieht in der Genomik ein Zukunfts-Potenzial wie das von Microsoft oder Apple in den Computer-Gründerzeiten. So weit wie der enthusiastische Lehrach muss man nicht gehen. Aber die Möglichkeiten sind beträchtlich. Immerhin: der Forschungsstaatssekretär versprach vor der Presse mehr Geld für das hiesige Genom-Projekt. Wenn auch der bescheidene Etat nur um 50 Prozent steigt, so ist doch, wie die Römer sagten, bei fehlender Kraft immerhin der Wille zu loben.

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