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Gesundheit: Der Manager in unserem Kopf

Nahe der Stirn sitzt die Zentrale, die den Hirnhälften ihre Aufgaben zuweist

Das Gehirn besteht aus zwei äußerlich fast spiegelgleichen Hälften. Doch die Kompetenzen der beiden Partner sind klar geregelt. Die linke Seite ist zum Beispiel für Sprache zuständig, die räumlichen Fähigkeiten sitzen rechts. Hirnforscher um Gereon Fink vom Forschungszentrum Jülich konnten nun erstmals nachweisen, wo sich die Schaltzentrale befindet, die eingehende Aufgaben an den zuständigen Sachbearbeiter weiterleitet. Sie fanden heraus, dass ein Bereich im Stirnhirn die Arbeit im Gehirn einteilt und koordiniert, berichten sie im Wissenschaftsmagazin „Science“ (Band 301, Seite 384).

Die Hirnforscher baten Versuchspersonen, kurze Hauptwörter zu betrachten, in denen ein Buchstabe rot gefärbt war. Nun erhielten die Teilnehmer unterschiedliche Aufträge: Mal sollten sie angeben, ob das jeweils gezeigte Wort den Buchstaben A enthielt - eine sprachliche Aufgabe also. Ein andermal wurden sie gefragt, ob der rote Buchstabe rechts oder links der Wortmitte stand – hier war die räumliche Wahrnehmung gefordert.

Nicht der Augenschein zählt, sondern der Auftrag: Die Forscher beobachteten die erwartete Arbeitsteilung – mal war die rechte, mal die linke Hirnhälfte besonders aktiv. Mithilfe der Magnetresonanz-Tomographie, die misst, wie gut das Hirngewebe mit Sauerstoff versorgt wird, machten sie diejenigen Bereiche des Hirns sichtbar, die gerade intensiv arbeiteten. Dabei spürten die Neurologen einen weiteren aktiven Bereich im Stirnhirn auf, den Anterior cingular cortex (ACC). Es zeigte sich, dass dieses Kontrollzentrum für Managementaufgaben zuständig ist und darüber entscheidet, welche Hirnhälfte die Arbeit erledigen muss. „Der linke Teil des ACC arbeitete mit der Sprach-Region der linken Hirnhälfte zusammen, während die Entscheidung zugunsten der Buchstabenerkennung fiel. Im anderen Fall nahm der Einfluss des rechten ACC auf den Scheitellappen der rechten Hirnhälfte zu“, erklärt Teamkollege Klaas Stephan.

Damit konnten die Forscher zum ersten Mal direkt verfolgen, wie die Regionen des Gehirns miteinander kommunizieren, während sie ein Problem beurteilen und die Zuständigkeit ermitteln. „Wir sehen auf diese Weise, wie sich die verschiedenen beteiligten Hirnregionen miteinander unterhalten und wie sich das ,Gespräch’ verändert, wenn die Aufgabe wechselt", erläutert Fink.

Die Neurologen hoffen nun, dass ihre Erkenntnisse bei der Therapie von Menschen helfen können, deren Kontrollmechanismen etwa in Folge eines Schlaganfalls gestört sind.

Margit Mertens

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