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Gesundheit: Der Tisch als Metapher

Japanische Kunststudenten zeigen im Bauhaus-Archiv, wie sie sich die Zukunft vorstellen - ein Spaziergang mit Computer und InternetVON ELFI KREISIn ihrer Ausstellungsreihe "Present Times" - ein Forum für internationale, junge Designer in und außerhalb der Hochschulen - stellt das Bauhaus-Archiv Projekte der Abschlußklasse "environment design" der Tama Art University Tokio vor.Die Tama Art University ist eine der beiden größten privaten Kunsthochschulen Japans.

Japanische Kunststudenten zeigen im Bauhaus-Archiv, wie sie sich die Zukunft vorstellen - ein Spaziergang mit Computer und InternetVON ELFI KREISIn ihrer Ausstellungsreihe "Present Times" - ein Forum für internationale, junge Designer in und außerhalb der Hochschulen - stellt das Bauhaus-Archiv Projekte der Abschlußklasse "environment design" der Tama Art University Tokio vor.Die Tama Art University ist eine der beiden größten privaten Kunsthochschulen Japans.Computer betrachtet man dort mit Selbstverständlichkeit als wichtigste Gestaltungswerkzeuge.Die Studiengebühren sind hoch.Unterrichtet wird nachts; tagsüber heißt es für die Studenten jobben gehen. Für "environment design" gibt es in Deutschland keine Entsprechung.Im weitesten Sinn geht es um die Gestaltung von Stadträumen und Architektur, genauer: um die Gestaltung von Lebensbereichen, die auf einem komplexen und neuen, von digitalen Medien geprägten Raumverständnis basieren.Gearbeitet wird an den Schnittstellen von "Bau und Bytes" (Peter Hahn), von realen und virtuellen Räumen.Neun japanische Nachwuchsdesigner entwickelten "exhibition ima".Auf Japanisch bedeutet "ima": hier und jetzt.An den Ausstellungswänden huschen unaufhaltsam bewegte Lichtbilder am Besucher vorbei.Bilder umkreisen ihn.Er sieht sich von ihnen, von sich selbst umzingelt.Die insgesamt acht Installationen versuchen, eine Vorstellung von der Begegnung digitaler, virtueller Welten mit der Realität zu vermitteln.Überraschenderweise gehören dazu auch Diaprojektionen.Haptisch greifbar wird nur ein Stuhl aus Wellpappe und das Modellschema einer Tokioter Einkaufsstraße, die der Besucher virtuell mittels an Monitore gekoppelte Kameras durchwandern kann, ohne real einen Schritt zu tun. Kleine Blöcke aus Glasplättchen sind poetisch als Kristalle zum Speichern von Träumen deklariert.Vor allem steht der Besucher vor Schautafeln, die mit klangvollen Begriffen wie "GeWERKschaft unbekannter Funktionen" und überraschend konventionellen Mitteln operieren, um futuristische Konzeptionen zu erläutern."Exhibition ima" erscheint derart zukünftig, daß davon im hier und jetzt nur wenig anschaulich zu werden vermag: Miwa Aoyama etwa hat eine Ton-Linse entwickelt, die akustische Vibrationen visuell übersetzt.Standbilder und bewegte Bilder sollen so projiziert werden.Bei einem Tisch geht es nicht um den Tisch als solchen, sondern um die "Tisch-Metapher".Dabei wird versucht, die Vorteile herkömmlicher Printmethoden mit denen digitaler Datenübermittlung zu koppeln. Ein Student, der ein wissenschaftliches Lehrbuch liest, soll gleichzeitig Informationen aus dem World Wide Web abrufen können, die als simultane Einblendungen direkt auf seinem Arbeitstisch oder den Buchseiten erscheinen.Er könnte dann beispielsweise Experimente, über die er gerade etwas liest, selbst ausprobieren: anhand interaktiver Simulationen."Faceless interfaces" heißt das Ziel: der Rechner soll unsichtbar, Maus und Tastatur als Mittel der Mensch-Maschinen-Interaktion überflüssig werden. Doch der Tisch im Bauhaus-Archiv steht leer.Direktübertragung, Projektion von Stadtbildern aus Tokio fehlen, nach denen man greifen und mittels Bewegungsmelder indirekt ihre Auswahl steuern soll.Im Hier und Jetzt des Bauhaus-Archivs funktionieren vorerst die Internet-Anschlüsse nicht; totaler Bildausfall für vier von acht Installationen.Projektleiter Andreas Schneider, vor sieben Jahren von der Berliner HdK als Professor an die Tama Art University berufen, bietet eine verblüffende Problemlösung an: Die Besucher mögen sich doch bitte ins Internet begeben, wo man sowieso den umfassendsten Eindruck über das Projekt bekomme.Dort ist "exhibition ima" - mehr Gedankengebäude und Work-in-Progress-Experiment als eine Ausstellung mit vorzeigbaren Exponaten - seit letztem Frühjahr präsent.Ein konkreter Lichtblick: die Ideenwerkstatt bietet Gelegenheit zur Begegnung zwischen den Absolventen aus Tokio und Berliner Studenten der HdK.Das Katalogbuch enthält übrigens eine Seite mit Assoziationen: japanische Sätze, die man mit "ima" bilden kann.Eine besonders passender: "Jenes Haus ist immer noch leer". Bauhaus-Archiv Klingelhöferstr.Noch bis 1.März, täglich außer Dienstag 10 bis 17 Uhr.Der Katalog kostet 15 Mark.Internet: www.ima.tamabi.ac.jp.

ELFI KREIS

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