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Gesundheit: Desertifikation: Die Verwüstung der Welt

Eine öde Welt. Kein Hauch von Leben in der knisternden Dürre.

Eine öde Welt. Kein Hauch von Leben in der knisternden Dürre. Ist das die Zukunft der Erde? Nein, hofften die Teilnehmer der Dahlem-Konferenz an der Freien Universität Berlin. Das brennende Tagungs-Thema: Die Wüste wächst. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Sowohl soziale und ökonomische als auch biologische und physikalische Faktoren tragen zur Wüstenbildung bei.

Der Botaniker James F. Reynolds regte das Thema der Konferenz an. Reynolds beschäftigt sich in seinem Institut an der Duke-Universität in den USA mit der Steuerung der Umwelt. Bei der Berliner Tagung diskutierten 40 Wissenschaftler über die Grundzüge eines Modells, das Wüstenbildung unter Berücksichtigung aller Einflüsse richtig beschreibt. Ein solches Modell soll gefährdetes Gebiet erkennen und die tatsächlichen Ursachen der Verkarstung ermitteln.

Die Zeit zwingt zum Handeln, denn verödete Landflächen nehmen auf der Erde bereits 30 Prozent ein. Jedes Jahr verliert die Erde 24 Milliarden Tonnen Nährboden. In den letzten zwei Jahrzehnten verkarstete weltweit eine Fläche von der Größe der USA. Zentralasien oder europäische Länder wie Spanien kämpfen gegen die Trockenheit. Doch Afrika ist am schlimmsten betroffen, denn es hat schon 65 Prozent seiner landwirtschaftlichen Fläche verloren. Die Menschen fliehen vor der Dürre. Beim Kampf um Wasser entzünden sich Konflikte.

Die natürlichen Trockengebiete der Erde sind äußerst empfindliche Ökosysteme. Eine Verödung kann dort verschiedene Auslöser haben: Der sinkende Wollpreis auf dem Weltmarkt läßt patagonische Schafzüchter immer mehr Schafe halten. Diese verwüsten das Land. Verschuldung kann Bauern zwingen, ihren bereits trockenen Boden auszubeuten, bis nichts mehr wächst. Oft treffen auch, wie in der Sahelzone, natürliche oder auch von Menschen erzeugte Dürreperioden auf eine wachsende Bevölkerung und sich wandelnde Lebensweisen.

Das Modell der Wissenschaftler soll bei der Wüstenbekämpfung helfen. Zwei Hauptachsen spannen es auf. Die eine sammelt die sozialen und ökonomischen Gegebenheiten wie etwa die Anzahl des Viehs im entsprechenden Gebiet und die Verschuldung der Farmen. Die andere Achse enthält die biologischen und physikalischen Daten wie Artenvielfalt und Wetter.

Die Wissenschaftler unterscheiden zwischen drei Bereichen: Im grünen Bereich passen sich die Bewohner der Umwelt an. Es herrscht keine Gefährdung. Im gelben Bereich droht Verkarstung. Im roten Bereich ist alles zu spät. Die Verwüstung hat einen kritischen Punkt überschritten, und die Region ist auf Dauer verödet.

Das Ziel besteht darin, rechtzeitig in der gelben Phase einzugreifen, so dass sich das Land erholt und die Menschen sich weiter selbstständig versorgen können. Wenn zum Beispiel zu erkennen ist, dass vor allem ein zu großer Viehbestand Ursache der Verkarstung ist, sollten dort vor allem reichere Länder eingreifen und die Produktion anderer Güter fördern.

Doch um die Erde vor der vollständigen Verwüstung zu retten, sind große internationale Absprachen wie Klimaschutzabkommen bis hin zu kleinen Hilfen in den Einzelhaushalten nötig. Sonst heißt die Zukunft: eine öde Welt.

Swantje Meier

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