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Gesundheit: „Die RNS ist ein Hoffnungsträger“ Lorie Karnath über molekulare Schalter gegen Krebsgene

Warum verknüpfen sich nach der Entschlüsselung des menschlichen Genoms so viele Hoffnungen mit der RNS, der Ribonukleinsäure? Als eines der anpassungsfähigsten und am meisten untersuchten biologischen Moleküle liefert RNS nicht nur die Blaupause für die Proteine, die Bausteine des Lebens.

Warum verknüpfen sich nach der Entschlüsselung des menschlichen Genoms so viele Hoffnungen mit der RNS, der Ribonukleinsäure?

Als eines der anpassungsfähigsten und am meisten untersuchten biologischen Moleküle liefert RNS nicht nur die Blaupause für die Proteine, die Bausteine des Lebens. RNS hat auch die Fähigkeit, eine Unmenge chemischer Reaktionen zu vollziehen, einschließlich ihrer eigenen Vervielfältigung.

Was wird die Grundlagenforschung auf diesem Gebiet in absehbarer Zeit bringen?

RNSForschung stellt in wachsendem Maße Werkzeuge bereit, die für Genforschung und Medizin wichtig sind. Besonders interessant wurden in den letzten Jahren Moleküle, die wir siRNS (für: „small interferring“) nennen. Das sind sehr kurze RNS-Abschnitte, die sich an Boten-RNS hängen und dadurch Übersetzungsvorgänge verhindern können. Diese siRNS sind nützlich für die Forschung, weil man mit ihnen Gene „herunterregulieren“ kann. Sie sind eine Art Schalter und deshalb auch Hoffnungsträger für die Therapie. Dies gilt für therapeutische Impfungen und Möglichkeiten zur Gentherapie.

Welche Bedeutung hat Berlin für die RNS–Forschung?

Berlin spielt eine besondere Rolle, weil hier das RNS-Netzwerk entstand, bevor die RNS so heiß gehandelt wurde. Als das Genomprojekt startete, geriet die RNS etwas aus dem Rampenlicht. Als die Sequenzierung des Genoms fast abgeschlossen war, wurde das Interesse an den Abläufen, die vom Gen zu den Proteinen führen, deutlich größer. Eine Reihe renommierter Institute weitete die RNS-Forschung aus. Berlin hat aber jetzt einen Zeitvorsprung und kann auf diesem Gebiet eine Fülle wichtiger Daten bieten. Das kann für Top-Talente unter den Wissenschaftlern und für Firmen den Ausschlag geben, sich hier anzusiedeln.

Findet deshalb die Tagung „New Frontiers in Nucleid Acids Research" in Berlin statt?

Die Konferenz vom 9. bis 12. Juli in der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg ist Frucht einer internationalen Kooperation: Die amerikanische „National Foundation for Cancer Research“ hat ihr Zentrum für RNS-Forschung an der FU. Die Leitung hat der Biochemiker Volker Erdmann. Weitere Zentren, an denen die gemeinnützige Organisation Krebsforschung unterstützt, sind Oxford, Harvard, Berkeley und Yale.

Das Gespräch führte Adelheid Müller-Lissner.

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