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Gesundheit: Die These von der Erwärmung der Erdatmosphäre trifft zu (Kommentar)

Katastrophen verlieren ihren Schrecken, wenn man sie aus der Ferne betrachtet. Die von vielen Fachleuten vorhergesagte Klimakatastrophe macht hier eine Ausnahme: sie offenbart ihr ganzes Ausmaß am deutlichsten, wenn man sich an das Ende der Welt begibt und jahrzehntelange Zeiträume miteinander vergleicht.

Katastrophen verlieren ihren Schrecken, wenn man sie aus der Ferne betrachtet. Die von vielen Fachleuten vorhergesagte Klimakatastrophe macht hier eine Ausnahme: sie offenbart ihr ganzes Ausmaß am deutlichsten, wenn man sich an das Ende der Welt begibt und jahrzehntelange Zeiträume miteinander vergleicht.

Schon lange vor den Ozeanologen haben peruanische Fischer gemerkt, dass ihnen der Pazifik alle paar Jahre um die Weihnachtszeit durch eine merkwürdige Erwärmung des Wassers magere Fischfänge beschert. Sie nannten das Phänomen "El Niño", das Christkind. Im Winter 1997/98 haben auch Moslems und Hindus mit diesem Christkind Bekanntschaft gemacht: Ein "El Niño" Phänomen von nicht gekannter Intensität breitete sich bis in den Indischen Ozean aus. Auf den Malediven ließ das warme Wasser die farbenprächtigen Korallen erbleichen und Indonesien wurde von der schwersten Dürre seit 50 Jahren heimgesucht.

Ursache für El Niño ist eine im tropischen Pazifik entstehende Blase von warmem Oberflächenwasser, die in Zyklen von 3-4 Jahren ihre Größe ändert. Wenn sich die Schwingung dieses natürlichen Wärmespeichers der Erde verstärkt, kommt es zu globalen Klimastörungen: Breitet sich die wabernde Wärmeblase übermäßig aus, entsteht El Niño. Wird sie dann durch kaltes Tiefenwasser wieder verdrängt, kehren sich die Verhältnisse um: Es entsteht "La Niña".

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wird eine mysteriöse Zunahme der Oszillation mit extremen El Niño Situationen beobachtet. Der Verdacht eines Zusammenhanges mit der globalen Erwärmung als Folge des Treibhauseffektes liegt nahe. Eine hartnäckige Fraktion von "Klimakritikern" bestreitet jedoch seit Jahren jede Auswirkung der Emission von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen auf das Weltklima. Sie führen das Steigen der Meeresspiegel, das Schmelzen der Polkappen und Gletscher und die Zunahme von Umweltkatastrophen auf natürliche Schwankungen des Erdklimas zurück.

Eine vergangenen Freitag in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlichte Studie des National Oceanographic Data Center (NODC) der USA dürfte das dünne Eis, auf dem die Klimakritiker argumentieren, nun endgültig zum Einbrechen bringen. Bereits im Januar hatte der Forschungsausschuß der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften erstmals die globale Erwärmung für "zweifellos real" erklärt und für das kommende Jahrhundert eine weitere Erwärmung der Atmosphäre von etwa 3,5 Grad Celsius vorausgesagt. Seitdem ist das letzte verbleibende Hauptargument der Klimakritiker die Tatsache, dass die tatsächliche Erwärmung der Erdatmosphäre von 1,5-2 Grad pro Jahrhundert deutlich unter der Vorhersage der Modellrechnung liegt. Wo soll also die angeblich durch menschliche Emissionen verursachte Wärme geblieben sein? Die Studie des NODC gibt eine erschreckende Antwort: Die Weltmeere haben sich erwärmt, und zwar von 1955 bis 1995 um 0,3 Grad an der Oberfläche.

Das entspricht der Wärmemenge, die normalerweise in einem ganzen Jahr von den Ozeanen aufgenommen und wieder abgegeben wird, in 40 Jahren hat sich also die Wärme eines ganzen Jahres angestaut - das ist ziemlich genau der Betrag, der in der Berechnung des Klimamodells gefehlt hatte. Diese Energie wird die Atmosphäre künftig zusätzlich aufheizen, soviel steht fest. Das scheint auch bei den zerstrittenen Klimaforschern für Tauwetter zu sorgen: Einige ehemalige "Klimakritiker" warnen bereits öffentlich vor dem Treibhauseffekt. Der Autor ist Direktor des Institutes für Medizinische Mikrobiologie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Alexander S. Kekulé

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