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Die Übeltäter: So greift das Hepatitis-Virus die Leber an

Überall in der Stadt hängen gerade Plakate, die vor einem Erreger warnen – einem Erreger, der oft unterschätzt wird. Da ist etwa ein junges, fast nacktes Paar zu sehen. Sie legt den Arm um seinen Hals, darunter der Slogan: „Das Virus wartet, wo man es nicht erwartet“.

Damit wollen Pharmaindustrie, Deutsche Leberhilfe und Deutsche Leberstiftung die Aufmerksamkeit für Hepatitis B erhöhen. Obwohl man sich gegen das verantwortliche Virus (HBV) mit einer Impfung schützen kann, sind in Deutschland schätzungsweise eine halbe Million Menschen infiziert - und nur 25 Prozent wissen überhaupt davon. Sehr häufig kommt Hepatitis B in China, Südostasien, Afrika und dem Nahen Osten vor.

Der Begriff Hepatitis leitet sich von den griechischen Begriffen „hepar“ (Leber) und „itis“ (Entzündung) ab. „Manchmal wird die Erkrankung durch Medikamente verursacht, meistens aber durch Viren“, sagt Thomas Berg, Hepatologe an der Charité. HBV ist aus zwei Gründen besonders gefährlich: Anders als etwa das Hepatitis-A-Virus kann es zu einer chronischen Entzündung führen, die gefährlich ist, aber lange unbemerkt bleibt. Und anders als zum Beispiel das Hepatitis-C-Virus wird es sehr leicht durch Sex übertragen. Wer infiziert ist, bei dem findet sich das Virus im Blut und, bei Männern, auch im Sperma. Über kleinste Verletzungen in Haut und Schleimhaut kann es bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr in den anderen Körper gelangen. Auch durch Rasierapparate oder Nagelscheren, mit denen man sich winzige Verletzungen zufügt, kann HBV übertragen werden, ebenso wie durch Drogenbesteck, Tätowier- und Piercinggeräte.

Das Virus besteht aus einer runden Hülle aus Fett und eingelagerten Proteinen, einem Eiweiß-Ikosaeder (Zwanzigflächner) darunter und schließlich einem Kern, in dem die DNA liegt. Alleine wären die Viren nicht lebensfähig, sie brauchen den Menschen und speziell dessen Leberzellen, um sich zu vermehren. Dazu schleusen sie sich - wie andere Viren auch - in die Zellen ein und nutzen deren Infrastruktur. Das Besondere: Ist man erst einmal mit HBV infiziert, wird man das Virus nie wieder los, weil es sich im Kern der Wirtszelle festsetzt und dort überlebt.

Es kann Monate dauern, bis nach der Ansteckung die ersten Symptome auftreten: Kopfschmerzen, Fieber, Gewichtsverlust und eine Gelbfärbung von Haut und Augen. In etwa zwei Drittel der Fälle bleiben diese Symptome aber aus. Sehr oft heilt eine akute Hepatitis B sogar ohne größere Komplikationen und ohne Medikamente ab. Tückisch ist, dass sie bei bis zu zehn Prozent der Betroffenen chronisch wird und die Leber schleichend, über Jahre und Jahrzehnte, schädigt. Besonders häufig kommt es zu der chronischen Variante, wenn sich Kinder während der Geburt bei ihrer HBV-infizierten Mutter anstecken.

Sogar Leberkrebs kann durch HBV entstehen. Da das Virus auch nach einer ausgeheilten Erkrankung weiter im Körper schlummert, kann es wieder und dann umso stärker zuschlagen – nämlich, wenn die Immunabwehr geschwächt ist, zum Beispiel durch eine Chemotherapie oder durch Aids.

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