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Gesundheit: „Dieses Virus macht sehr schnell krank“ Ein neuer Aids-Erreger beunruhigt die Ärzte

In New York ist ein AidsVirus gesichtet worden, das offenbar sehr aggressiv ist und zudem noch fast allen Medikamenten trotzt. Der erste Patient, bei dem es entdeckt wurde, ist schon Monate nach der Infektion an Aids erkrankt.

In New York ist ein AidsVirus gesichtet worden, das offenbar sehr aggressiv ist und zudem noch fast allen Medikamenten trotzt. Der erste Patient, bei dem es entdeckt wurde, ist schon Monate nach der Infektion an Aids erkrankt. Müssen auch wir Europäer uns Sorgen machen?

Ich habe vor kurzem mit einer Kollegin vom Aaron-Diamond-Aids-Forschungszentrum in New York gesprochen, das den Virusstamm entdeckt hat. Dort ist man schon sehr aufgeregt, weil der Patient nach wenigen Monaten nur noch weniger als 50 Helferzellen hatte. Normal sind 800 bis 1000, schon bei einem Absinken auf 200 kommt es zu Komplikationen durch die Immunschwächekrankheit Aids. Das Besondere ist also nicht die Resistenz gegen drei der vier bekannten Medikamentengruppen, sondern die Tatsache, dass dieses Virus so schnell krank macht.

Die Kombination aus Aggressivität des Erregers und fast völlig fehlender Wirksamkeit der Medikamente.

Viren, die gegen Medikamente resistent sind, sind dafür normalerweise weniger vermehrungsfähig. Die Überlebensfähigkeit hat ihren Preis für das Virus. Aber in diesem Fall scheint das eben anders zu sein.

Wie lange dauert es normalerweise, bis Aids ausbricht?

Das kommt auf den Gesundheitszustand an. In Osteuropa und Afrika drei bis fünf Jahre, in Mitteleuropa fünf bis sieben Jahre, bis die 200 Helferzell-Grenze erreicht ist, von der an Erkrankungen wie opportunistische Infektionen oder Tumoren auftreten. Ein Gesunder hat 800 bis 1000 Helferzellen pro Deziliter Blut. Im Jahr verliert man durch die Infektion mit dem Immunschwächevirus HIV 50 bis 100 Helferzellen. So kann man sich ausrechnen, wann es soweit ist.

Welchen Trend beobachten Sie bei den Resistenzen?

Die nehmen deutlich zu. Wir beobachten, dass die Erreger widerstandsfähiger gegen die Arzneien werden. In Berlin finden wir etwa bei jedem siebten Neuinfizierten schon Anzeichen für einen gegen ein Medikament resistenten Virusstamm. Viel später in der Krankheitsentwicklung haben wir auch Patienten, bei denen hilft kein Medikament mehr.

Werden irgendwann die Medikamente unwirksam?

Es wird in absehbarer Zeit ein Problem mit der Behandelbarkeit geben. Je länger die Arzneimittel im Einsatz sind, umso größer wird die Zahl der Patienten, die mit Viren infiziert sind, die nicht mehr auf alle Medikamente ansprechen.

Das Gespräch führte Hartmut Wewetzer.

Keikawus Arastéh ist Internist und Klinikdirektor am Berliner Auguste-Vikoria-Klinikum und seit vielen Jahren auf die Behandlung von Aids spezialisiert.

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