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Alles gut gegangen. Suryani Mohamad Taibi schwanger bei Olympia.

© AFP

Dr. Dollas Diagnose (71): Sport und Schwangerschaft

Die im achten Monat schwangere Suryani Mohamed Taibi aus Malaysia hat am Samstag am olympischen Schießwettkampf mit dem Luftgewehr teilgenommen. Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla, erklärt wie das möglich ist und welche Risiken dabei für Mutter und Kind bestehen.

Während Breitensport orientiertes Training während der Schwangerschaft mit geringer Belastung möglich ist, kommt es beim Leistungssport zu starken körperlichen Belastungen des Herz-Kreislauf-Systems und auch der Muskulatur der Schwangeren. Es kommt zu einer Konkurrenz von der Sauerstoffversorgung des Kindes und der Sauerstoffversorgung der Muskulatur der Mutter. Weiterhin besteht das Risiko des Auftretens vorzeitiger Wehen sowie einer nicht schwangerschaftsbedingten Verletzung, die eine entsprechende Diagnostik (z. B. Röntgen) und medikamentöser Behandlung (z. B. Tabletten) notwendig macht.

Leistungssportlerinnen wollen ihr Training nicht lange durch eine Schwangerschaft unterbrechen. Trotzdem müssen auch sie wissen, das besonders während der Schwangerschaft auf Höchstleistung während des Trainings und natürlich auch auf Wettkämpfe verzichtet werden sollte. Die sportliche Belastung muss an den jeweiligen Schwangerschaftsmonat angepasst werden. Dies alles dient dem Schutz des noch ungeborenen Kindes.

Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla.
Sportmediziner Dr. Thorsten Dolla.

© promo

Es ist sehr schwierig auch wegen der unterschiedlichen individuellen Faktoren eine Antwort darauf zu geben, wie viel Sport in der Schwangerschaft möglich ist. Dabei muss auf Sport nicht verzichtet werden. Grundsätzlich wird empfohlen, das Training der Schwangerschaftsphase anzupassen und zunehmend zu reduzieren. Die Herzfrequenz sollte 140 Schläge pro Minute nicht übersteigen, auf ausreichende Kalorienzufuhr sollte geachtet werden.

Trotzdem wird Schwangerschaft und Sport weiterhin kontrovers diskutiert. Leistungsorientiertes Training und Wettkämpfe können ein Risiko für die Frau und das Kind bedeuten. Deshalb wird es nicht empfohlen. Ausnahmen gibt es jedoch immer. Suryani Mohamed Taibi belegte in ihrem Wettkampf übrigens den 34. Platz. Hinterher sagte sie: "Das Baby war sehr ruhig. Ich fühlte nur drei bis vier Tritte im Wettkampf."

Der Berliner Orthopäde Dr. Thorsten Dolla, 48, ist seit vielen Jahren in der Sportmedizin tätig. Er war Mannschaftsarzt bei Hertha BSC, beim 1. FC Union und dem Footballteam Berlin Thunder. Beim ISTAF war er bis 2009 leitender Arzt und ist heute Ringarzt beim Boxen. Für Tagesspiegel.de schreibt er regelmäßig über Sportverletzungen und ihre Folgen.

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