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Gesundheit: Ebola: Kontrollierte Zerstörung

Forschungen am Ebola-Virus finden unter Sicherheitsstufe 4 statt, der höchsten, die es gibt. Das Virus ist gefürchtet.

Forschungen am Ebola-Virus finden unter Sicherheitsstufe 4 statt, der höchsten, die es gibt. Das Virus ist gefürchtet. Es ist hochinfektiös. Nicht nur Blut oder Samen können es übertragen, sondern auch Speichel und Schweiß. Die Inkubationszeit ist gering: Schon nach wenigen Tagen treten erste Symptome auf, Fieber, Muskel-, Kopfschmerzen. Je nach Virustyp - es gibt vier - folgen Atemnot, Durchfall und starke innere Blutungen. Sieben von zehn Patienten sterben innerhalb einer Woche.

Ein französisch-deutsches Forscherteam unter Leitung von Viktor Volchkov an der Universität Claude Bernard in Lyon hat jetzt die Genetik des Virus verändert und dabei eine hochgiftige Version hergestellt. Die Forscher vermuten, dass das Ebola-Virus in natürlicher Variante seine Zerstörungskraft in Schach hält, um sich vermehren zu können.

In ihrem Experiment griffen die Wissenschaftler in das Erbgut des Ebola-Virus ein und schufen so ein Mutation des Virus. Im Gegensatz zum menschlichen Genom besteht dasjenige des Ebola-Virus nicht aus dem Erbmaterial Desoxyribonukleinsäure (DNS), sondern aus dem "kleineren Bruder" Ribonukleinsäure (RNS). Um diese RNS manipulieren zu können, muss sie zunächst in DNS kopiert werden. Dann veränderten die Forscher die DNS-Kopie und ließen sie wieder in Virus-RNS zurückschreiben. Der Vorgang nennt sich "reverse Genetik".

Die Folge des Gen-Eingriffs war dramatisch. Das natürliche Ebola-Virus besitzt an der Oberfläche bestimmte Eiweiße mit Zuckerketten (Glykoproteine). Sie sind dafür zuständig, dass das Virus an den Zellen des Wirts haftet, sagt Elke Mühlberger, eine der Autorinnen der Studie von der Universität Marburg. Die Forscher hatten genau die Stelle des Viruserbguts verändert, die Glykoproteine bildet.

Das mutierte Virus war dadurch einerseits nicht mehr in der Lage, ein bestimmtes Glykoprotein zu produzieren. Andererseits stellte es ein zweites Glykoprotein geradezu massenhaft her. Dieses Glykoprotein aber verharrte schon in einer Vorstufe seiner Entwicklung in Organellen der Zelle, wo es sich ansammelte. Die Forscher vermuten, dass die Ansammlung des Glykoproteins "zum Zelltod führt, indem sie die Maschinerie der Zelle erschöpft".

Damit ein Virus überhaupt überlebt, muss es sich vermehren können, bevor es die Wirtszelle zerstört. Ist das Virus so hochgradig giftig, dass die Wirtszelle stirbt, noch bevor sich das Virus kopieren und auf andere Zellen übertragen konnte, dann bringt sich das Virus selbst um. Ein Virus aber mit derart ausgeprägter "Suizidneigung" würde in der Umwelt gar nicht mehr existieren. "Es scheint, dass das Ablesen dieses Glykoprotein-Gens des Virus nicht wichtig für dessen Vermehrung ist, sondern für die evolutionär notwendige Kontrolle seiner Giftigkeit", berichten die Forscher.

Mit der Analyse des Virus-Erbguts hoffen die Wissenschaftler, Einsichten in die Vermehrungsmechanismen des Virus und damit neue Möglichkeiten zur Bekämpfung von Ebola zu bekommen. Bislang sind rund 1000 Menschen an Ebola gestorben - zumindest offiziell. Derzeit gibt es weder eine effektive Behandlungsmöglichkeit noch eine Impfung. Die Krankheitsfälle beschränken sich weitgehend auf Zentralafrika. Der erste Fall tauchte 1976 auf, in der Nähe eines Flusses namens Ebola in der Demokratischen Republik Kongo. Woher die Krankheit kommt, ist unbekannt. Vermutlich stammt das Virus von einem Tier, vielleicht einem Affen.

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