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Gesundheit: Ein antiker Kurort versinkt: Staudamm: Archäologen graben in der Türkei gegen die Zeit

In der Türkei ist ein weiterer Ausgrabungsort von einem Staudamm-Projekt bedroht. Und wie bereits bei den Orten Zeugma und Hasankeyf arbeiten Archäologen gegen die Zeit: Denn schon in zwei Jahren soll der Ort Allianoi, rund 23 Kilometer nordöstlich der Stadt Bergama im Westen der Türkei, in den Fluten des Yortanli-Stausees versinken.

In der Türkei ist ein weiterer Ausgrabungsort von einem Staudamm-Projekt bedroht. Und wie bereits bei den Orten Zeugma und Hasankeyf arbeiten Archäologen gegen die Zeit: Denn schon in zwei Jahren soll der Ort Allianoi, rund 23 Kilometer nordöstlich der Stadt Bergama im Westen der Türkei, in den Fluten des Yortanli-Stausees versinken. Allianoi ist nach Angaben von Experten einer von weltweit fünf Orten mit einem Asklepieion, einem medizinischen Kurort, der nach dem griechischen Gott der Heilkunst Asklepios benannt ist. 35 Archäologen und 80 Arbeiter versuchen nun, zumindest einen Teil der Funde aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus vor den Fluten zu retten.

Aphrodite passte perfekt

Einer der beeindruckendsten Funde ist eine eineinhalb Meter hohe Statue der griechischen Liebesgöttin Aphrodite, meint der Direktor des Bergama-Museum, Ahmet Yaras. Außerdem fanden die Archäologen gut erhaltene Überreste von Häusern, Geschäften und einer Kirche. Doch Yaras und seine Mitarbeiter werden nur einen Bruchteil der Kunstwerke und Schätze retten können. "Wir haben natürlich Artefakte, die man transportieren kann, weggebracht. Aber was sollen wir mit einem 10 000 Quadratmeter großen Badekomplex machen?", sagt Yaras. "Ich wollte eigentlich nicht einmal die Aphrodite rausnehmen, sie passte perfekt in das Bild."

Die Bedeutung von Allianoi als eines von fünf Asklepieien wurde 1994 entdeckt. Zwei Kurorte gibt es in Griechenland, einen weiteren auf der griechischen Insel Kos, einen im türkischen Bergama und einen in Allianoi. Nach Angaben von Yaras ist unklar, ob das Stausee-Projekt zur Bewässerung überhaupt notwendig ist. In der Gegend gebe es genug Wasser, auch für die Bauern. Der Forscher hofft daher auf einen Baustopp: Noch sei der Bau des Staudammes nicht so weit fortgeschritten, meinte Yaras. Dann könnte aus Allianoi ein Ort für Kulturtouristen werden. Da die Experten im Badekomplex eine heiße Quelle gefunden haben, könnte außerdem ein Kurort mit Heilquellen entstehen.

Doch bisher fand der von dem Stausee bedrohte Ort in der West-Türkei in den Medien nur wenig Beachtung: "Wenn wir Allianoi retten wollen, brauchen wir Unterstützung von Nichtregierungsorganisationen wie in Zeugma und Hasankeyf", sagte Yaras. Doch auch bei Zeugma hatte die internationale Aufmerksamkeit das Projekt nicht stoppen können: Wie berichtet war erst vor wenigen Wochen ein Teil des antiken Ausgrabungsortes in der Nähe von Gaziantep (Südost-Türkei) in den Fluten des Birecik-Stausees versunken. In der 2300 Jahre alten Legionärsstadt spannte sich einst die erste und einzige Brücke über den Euphrat. Auch der Ort Hasankeyf - ebenfalls im Südosten des Landes - wird voraussichtlich in einigen Jahren in einem Staudamm versinken.

Der Museumsdirektor hat daher wenig Hoffnung, dass das Staudamm-Projekt im Westen gestoppt und Allianoi gerettet werden kann. Aber vielleicht könne die Arbeit seines Teams zumindest dazu beitragen, dass künftig die Koordination und die Absprachen zwischen Ministerien und staatlichen Stellen verbessert werden - damit sich eine solcher Verlust nicht wiederholen wird.

Ch. Wade, C. Steiner

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