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Gesundheit: "Ein großes Unternehmen täte uns gut"

Von den bisher in Adlershof investierten 1,3 Milliarden Euro kamen 80 Prozent vom Staat. Kann der Wissenschaftspark überhaupt auf eigenen Füßen stehen?

Von den bisher in Adlershof investierten 1,3 Milliarden Euro kamen 80 Prozent vom Staat. Kann der Wissenschaftspark überhaupt auf eigenen Füßen stehen?

Unsere Firmen haben letztes Jahr knapp 400 Millionen Euro Umsatz gemacht. Das Land Berlin nimmt an Steuern mehr ein, als es an Zuschüssen ausgibt. Auch die privaten Investoren nehmen zu. In den letzten Jahren wurden mehr als 200 Millionen Euro private Mittel in Adlershof ausgegeben. Die Adlershofer Firmen stehen also längst auf guten eigenen Füßen.

Anders als im bayerischen Wissenschaftspark Garching, wo der US-Konzern General Electric 2004 ein Forschungszentrum eröffnete, hat sich aber noch keine große internationale Firma angesiedelt.

Das ist ein wunder Punkt. General Electric hatten wir schon fast in Adlershof. Aus forschungsstrategischer Sicht waren wir deren Nummer eins. Diese Ansiedlung hat dann die Berliner Politik vermasselt. Adlershof würde in der Tat ein oder zwei Unternehmen einer solchen Größenordung gut tun. Man muss aber realistisch sehen, dass das schwierig ist. Diese Firmen bauen nicht ständig neue Forschungszentren auf, sondern sitzen gewöhnlich fest an ihrem Platz.

Adlershof setzt auf Forscher, die ihre Ergebnisse vermarkten. 2000 bis 2004 gab es aus den zwölf Instituten aber nur vier Firmengründungen. Geht die Strategie auf?

Ich halte die Vorstellung für irreführend, dass Doktoranden in Massen eigene kleine Unternehmen gründen, um die Ergebnisse ihrer Doktorarbeit zu vermarkten. Das ist eine Theorie von Leuten, die von Wissenschaft wenig verstehen. Wir betreiben in unseren Instituten überwiegend langfristige Forschung. Wir sind aber extrem erfolgreich in der Netzwerkbildung. Voraussetzung dafür ist, dass die Firmen uns Wissenschaftler ungezwungen fragen können, wenn sie Probleme haben, und dass wir offen für sie sind. Das funktioniert hervorragend.

Es gibt dennoch Klagen, dass Begegnungen zwischen Unternehmern und Forschern schwer sind – weil es keine Treffpunkte außerhalb der Firmen und Institute gibt.

Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Wir haben inzwischen ein Programm, das weit über das Treffen beim Mittagessen hinausgeht. Da sind vielfältigste Kontaktmöglichkeiten entstanden. Es stimmt allerdings, dass man soziales Leben in Adlershof nach 18 Uhr nicht findet. Das wird erst passieren, wenn vermehrt auch Leute hierhinziehen. Sie können eine funktionierende Stadt nicht binnen kurzer Zeit aus dem Boden stampfen, da brauchen wir noch einige Jahre.

Was muss sich noch verbessern?

Die Humboldt-Universität kann erst jetzt – nachdem die Anlaufphase erfolgreich durchschritten ist – damit beginnen, sich nach außen zu öffnen und auf die anderen Partner zuzugehen. Auf diesem Terrain wird die Universität gewiss noch aktiver werden. Die gemeinsame Bewerbung im Elite-Wettbewerb ist ein sehr guter Schritt in die richtige Richtung.

Die Fragen stellte Tilmann Warnecke.

INGOLF HERTEL (64) ist Sprecher der zwölf außeruniversitären Forschungsinstitute in Adlershof. Der Physiker ist Direktor des Max-Born-Instituts, an dem 90 Wissenschaftler arbeiten.

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