zum Hauptinhalt

Gesundheit: "Ein Mekka für Gesundheitstourismus"

Uwe Ahrens (48) ist Vorstandsvorsitzender des Berliner Medizintechnik-Herstellers aap ^Implantate AG. Er spricht beim heutigen "Forschungspolitischen Dialog" zum Thema "Berlin auf dem Weg zum Zentrum für Medizintechnik".

Uwe Ahrens (48) ist Vorstandsvorsitzender des Berliner Medizintechnik-Herstellers aap ^Implantate AG. Er spricht beim heutigen "Forschungspolitischen Dialog" zum Thema "Berlin auf dem Weg zum Zentrum für Medizintechnik". Organisatoren sind Wissenschaftsverwaltung, Technologiestiftung und Holtzbrinck-Veranstaltungsforum.

Welche Rolle spielt für Sie als Medizintechnik-Unternehmer die Zusammenarbeit mit den Hochschulen?

Wir sind auf die Kooperation mit internationalen Meinungsführern angewiesen, um auf dem Markt akzeptiert zu werden. Und damit natürlich auf jene, die unsere Gelenkprothesen in den menschlichen Körper einsetzen. Ohne die Zusammenarbeit mit den Ärzten, die unsere Produkte benutzen, könnten wir nicht bestehen.

Mit welchen Forschern arbeiten Sie zusammen?

Vor allem natürlich mit Universitäten, die auf unserem Gebiet tätig sind. Zum Beispiel mit einer amerikanischen Universität in Louisville, mit der wir spezielle Knochenschrauben entwickeln. Oder mit einer Hochschule in Peking, und selbstverständlich auch mit deutschen Universitäten. Das sind dann natürlich nicht nur Mediziner, sondern auch Institute für Werkstofftechnik oder für Luft- und Raumfahrttechnik. Das ist das Geheimnis an der Medizintechnik: Sie müssen verschiedene Wissenschaften integrieren, um den Menschen zu heilen.

Die deutsche Medizintechnik-Industrie hat im Jahr 2000 knapp 20 Milliarden Mark umgesetzt, davon jede zweite im Ausland. Andererseits beklagt Ihr Verband, dass die deutschen Krankenhäuser immer weniger in Medizintechnik investieren, und sieht die Zukunft der Gesundheitsversorgung gefährdet.

Alle treten auf die Kostenbremse. Ich finde, man sollte endlich darüber nachdenken, ob man nicht die Krankenversicherung zweiteilen sollte: ein Teil gewährleistet die Basis-Versorgung, der andere ist für Leute, die mehr bezahlen können oder wollen, sozusagen für die Super-Versorgung. Wie will man sonst verhindern, dass die Kosten immer weiter steigen? Nehmen Sie als Beispiel das Kunstherz: diese Therapie kostet alles in allem Hunderttausende, der Zugewinn an Lebenszeit beträgt etwa ein Jahr. Muss das die Volkswirtschaft tragen oder nicht eher doch der Privatmensch? Da kann man schon ins Grübeln kommen. Ich habe da auch keine Lösung, aber die Politiker und die Mediziner drücken sich auch.

Wie sehen Sie denn die Rahmenbedingungen in Deutschland?

Wir könnten viel mehr tun. Wir könnten ein Mekka für Gesundheitstourismus werden. Deutschland ist so spitzenmäßig ausgestattet, speziell Berlin. Wir haben hier die besten Krankenhäuser und die besten Forschungszentren. Ein Krankenhaus wie die amerikanische Mayoklinik kennt jeder in Deutschland und will möglichst dort behandelt werden - dabei haben wir zum Teil viel bessere Krankenhäuser.

Warum hört man so wenig von den deutschen Qualitäten?

Man könnte das Marketing des Standorts noch verbessern.

Würde es was bringen, wenn man die Krankenhäuser privatisieren würde?

Ja, leider ja.

Wie bewerten Sie Berlin als Medizintechnik-Standort?

Wir sind schon einer der besten in Deutschland, vielleicht sogar der beste. Wir haben die besten Voraussetzungen, wir nutzen sie nur nicht immer vernünftig. Wir verkaufen uns nicht gut genug. Neben dem normalen Tourismus einer Metropole könnten wir noch einen wirklichen Gesundheitstourismus installieren. Wenn denn das Hauptstadtmarketing nicht nur auf die historischen Qualitäten der Stadt abheben würde, sondern noch darauf hinweisen würde, dass man in Berlin auch noch erstklassig behandelt wird. Die Charité hat einen weltweiten Ruf. Als ich gehört habe, dass sie dichtgemacht werden soll, dachte ich: Haben sie jetzt nicht mehr alle?

Die Politik muss mehr tun?

Unser Außenminister sollte nicht nur Frieden stiften, sondern auch das Land für andere attraktiver machen.

Was sollte in Wissenschaft und Wirtschaft geschehen, um der Medizintechnik zu helfen?

Eigentlich sind die Voraussetzungen ideal, bis auf die Tatsache, dass noch immer zuwenig Unternehmen aus den Hochschulen heraus gegründet werden. In Amerika ist das besser. In Deutschland dagegen macht ein Professor an einer Universität eine Entdeckung, darf sie aber nicht vermarkten, weil er Staatsdiener ist. Das ist Quatsch ohne Ende.

Welche Rolle spielt für Sie als Medizintechni

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false