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Gesundheit: Eine Ausstellung an der Humboldt-Universität zeigt den weiblichen Weg in die Wissenschaft

Als gegen Ende des letzten Jahrhunderts Frauen den Zutritt zur ehrwürdigen Universität Unter den Linden forderten, stießen sie auf heftigen Widerstand. Zwar durften sie ab 1895 als Gasthörerinnen an Vorlesungen teilnehmen, mussten hierzu jedoch eine Genehmigung des Rektors und eine Empfehlung des Polizeipräsidenten vorlegen.

Als gegen Ende des letzten Jahrhunderts Frauen den Zutritt zur ehrwürdigen Universität Unter den Linden forderten, stießen sie auf heftigen Widerstand. Zwar durften sie ab 1895 als Gasthörerinnen an Vorlesungen teilnehmen, mussten hierzu jedoch eine Genehmigung des Rektors und eine Empfehlung des Polizeipräsidenten vorlegen. Noch 1897 fühlten sich 122 Wissenschaftler und Schriftsteller bemüßigt, ein "Gutachten hervorragender Universitätsprofessoren über die Befähigung der Frau zum wissenschaftlichen Studium und Berufe" herauszugeben. Hierin kann man nachlesen, dass die Hirnsubstanz der Frau nur eine eingeschränkte Fähigkeit zum rationalen Denken zulasse oder dass die "zarte Natur" der Frau leider auch mit einer mangelhaft entwickelten Gabe des Gedächtnisses einher gehe.

Erst 1908 war man in Preußen so weit, Frauen offiziell zum Studium zuzulassen. 91 Jahre Frauenstudium und das 10-jährige Bestehen des Zentrums für interdisziplinäre Frauenforschung, sind der Anlass der Ausstellung "Von der Ausnahme zur Alltäglichkeit. Frauen an der Universität unter den Linden", die ab morgen im Foyer der Humboldt-Universität zu besichtigen ist. In Text- und Bilddokumenten umfasst die Ausstellung einen Zeitraum von mehr als hundert Jahren, angefangen bei der Vorgeschichte des Frauenstudiums, über die ersten Promotionen von Frauen in Preußen, den Nationalsozialismus, die Situation der Wissenschaftlerinnen in der DDR bis zum Gender-Studiengang heute. Biografien spiegeln die Hemmnisse und Fortschritte auf dem Weg zur weiblichen Wissenschaftskarriere.

Interessant dürften besonders die Exponate über die Wissenschaftlerinnen in der DDR und ihren Verbleib im neu vereinten Deutschland sein. Bereits 1961 gab es in der DDR erste Frauenförderrichtlinien. Man versuchte, weitaus früher als die alte Bundesrepublik, den Anteil der Frauen an den Universitäten gezielt zu erhöhen. Kurz nach der Wende, im Dezember 1989, gründeten Wissenschaftlerinnen verschiedener Disziplinen an der HU das Zentrum für Interdisziplinäre Frauenforschung (ZiF), dem sich der letzte Teil der Ausstellung widmet. Schwerpunkte des ZiF liegen bei der Geschichte des Frauenstudiums und der Frauenforschung in Osteuropa, der ehemaligen DDR und den neuen Bundesländern. Seit 1997 koordiniert das ZiF auch den Studiengang "Geschlechterstudien / Gender Studies" der HU.

Einzelne Damen, meinte der Berliner Historiker Hans Delbrück vor mehr als hundert Jahren, würden der Universität "keinen Schaden tun - aber ganze Scharen von inländischen und ausländischen Frauen eben doch." Heute sind rund 56 Prozent der HU-Studierenden weiblich.Am 1. Dezember um 18 Uhr wird die Ausstellung mit einer Vernissage eröffnet. Sie ist biszum 13. Januar zu sehen. Under den Linden 6.

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