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Gesundheit: „Eine bittere Pille“

Unipräsidenten fürchten um den Hochschulbau

Kurt Kutzler, Präsident der TU Berlin: Die Entscheidung, den Hochschulbau allein den Ländern zu überlassen, stellt uns vor riesige Probleme. Selbst wenn der Bund den Ländern seinen Anteil der Mittel nun dafür zur Verfügung stellt, ist doch ungewiss, ob Berlins Finanzsenator diese Summen – jährlich über 30 Millionen Euro – an die Hochschulen weitergibt. So ist jetzt unser Plan gefährdet, den auf vier Standorte verteilten Maschinenbau zusammenzuführen. Ebenfalls in Frage steht auch die Aufstockung unseres Hauptgebäudes. Eigentlich wollten wir auf diesem Wege bis 2012 alle gemieteten Flächen aufgeben, um Geld zu sparen. Offenbar bemerken die Politiker aber schon, dass sie bei der Entflechtung viel zu weit gegangen sind: Wegen des Studentenbergs soll nun doch ein Sonderprogramm von Bund und Ländern möglich sein.

Dieter Lenzen, Präsident der FU Berlin: Mich treibt jetzt die Sorge um, dass wir schon angeschobene Projekte wie den Erweiterungsbau für unsere kleinen Fächer nicht mehr finanzieren können. Sehr problematisch ist auch die Ungewissheit bei der Förderung der Großgeräte. Fließt hier bald noch weniger Geld, wird das unsere Position bei der Berufung von Naturwissenschaftlern schwächen. Als Erziehungswissenschaftler finde ich es außerdem besonders fragwürdig, dass man nun allein den Ländern überlassen will, wie sie auf Pisa reagieren. Die Gleichheit der Lebensverhältnisse wird dadurch beschädigt.

Christoph Markschies, designierter Präsident der HU Berlin: Ich bin wild entschlossen, die neuen Gestaltungsspielräume zu nutzen, und hoffe, dass das Land Berlin die Kompetenzen, die ihm vom Bund übertragen werden, an die Hochschulen weitergibt. Wir haben an der HU nämlich viel vor: Professoren sollen leistungsabhängig besoldet werden, Nachwuchsprofessuren befristet vergeben und erfolgreiche Juniorprofessoren bei uns weiterbeschäftigt werden. Wie die Unis in der neuen Situation gemeinsam auftreten können, will ich mit meinen Kollegen von FU und TU besprechen. Dass der Hochschulbau reine Ländersache wird, ist allerdings eine bittere Pille – angesichts der dramatischen Gebäudesituation der Humboldt-Uni.

Hans-Robert Metelmann, Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern: Wenn sich der Bund aus der Bildungsfinanzierung zurückzieht, verlieren wir Planungssicherheit. Beispiel Ganztagsschulen: Wir haben den Schulen gerade die Möglichkeit eröffnet, sich eigene Profile zu geben und auf den Ganztagsschulbetrieb umzustellen. Dazu hat eine große Bautätigkeit eingesetzt – mit Bundeshilfe. Bedroht sehe ich auch den Hochschulbau, insbesondere den Neubau des Uniklinikums in Greifswald. Uns droht de facto eine Mittelkürzung um 50 Prozent; dann könnten wir das Projekt nicht beenden. Der Bund soll die Verpflichtungen einhalten, die er eingegangen ist. Protokolle: akü/-ry

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