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Gesundheit: Eisenkügelchen gegen Krebs

Nanotechnik bewährt sich auch in der Medizin: Berliner Ärzte testen neue Therapie von Hirntumoren

Die Nanotechnik zeigt auch in der Medizin, dass kleine Dinge Großes bewirken können. Teilchen, die nur wenige Millionstelmillimeter messen, werden nun dafür eingesetzt, Krebs zu bekämpfen. Das Ergebnis sieht, wie die Berliner Charité meldet, Erfolg versprechend aus. Erste Versuche mit der „MagnetflüssigkeitsHyperthermie“ sollen jetzt ausgeweitet werden. In die Therapie kommen nun 15 Personen, die an bösartigen und schnell zum Tode führenden Hirntumoren leiden, an Glioblastomen.

Bei diesem Verfahren werden feinste Eisenpartikel, die von einer Hülle aus biologischem Material umgeben sind, möglichst dicht in die Umgebung der erkrankten Zellen gespritzt. Die Hülle besteht zum Beispiel aus Glukose, und das bewirkt zwei Effekte: Zum einen hilft es den Partikeln rein elektrochemisch, an den Tumorzellen anzudocken. Zudem stellt Glukose ja Energie dar, die von den erkrankten Zellen gierig aufgenommen wird, weil sie für ihren erhöhten Stoffwechsel jedes Nahrungsangebot nutzen.

Die Nanokügelchen sammeln sich also verstärkt in den kranken Zellen, gesunde nehmen sie so gut wie nicht auf, berichtet der Studienleiter Klaus Maier-Hauff, Professor an der Charité, der zudem die Neurochirurgie am Bundeswehrkrankenhaus Berlin führt.

Wenn der Patient jetzt in den Einfluss eines elektromagnetischen Feldes gelangt, erwärmen sich die Kügelchen und damit auch das kranke Gewebe auf 43 bis 45 Grad Celsius. Ein Teil der Zellen wird dabei direkt zerstört, ein anderer immerhin vorgeschädigt.

Die Therapie bei Hirntumoren muss nämlich besonders vorsichtig vonstatten gehen, sonst geht zu viel gesunde Masse kaputt. Im Normalfall wird vor dieser Behandlung daher auch so viel krankes Gewebe wie möglich operativ entfernt.

Parallel zu der Wärmetherapie erhält der Patient auch eine Röntgenbestrahlung des erkrankten Gewebes und anschließend auch eine Chemotherapie. Dennoch war die Überlebenschance bisher – also ohne die Nanomedizintechnik – sehr gering.

Schon seit rund sechs Jahren arbeitet Klaus Maier-Hauff gemeinsam mit dem Biologen Andreas Jordan an diesem Verfahren. Die Berliner Mediziner konnten in Versuchen mit Ratten nachweisen, dass die Lebenserwartung deutlich wächst, sie vervierfacht sich unter dieser Therapie.

Das kann erkrankten Menschen Hoffnung machen – schließlich gelten Glioblastome bislang als unheilbar. Die durchschnittliche Lebenserwartung eines solchen Patienten beträgt zwischen acht und vierzehn Monaten – in extremen Fällen auch noch weniger.

Generell ist die Heilbarkeit von Krebs nur schwer festzustellen. Erst wenn sich ein behandelter Tumor auch nach fünf Jahren nicht wieder neu bildet, sprechen die Mediziner von Heilung. Die Nano-Therapie stößt daher allenthalben auf Interesse der Krebsmediziner. gih

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