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Gesundheit: Elite-Unis: Der Streit geht weiter

Von George Turner, Wissenschaftssenator a.D.

Der Streit zwischen dem Bund und den Ländern, wie man Spitzenuniversitäten feststellt und ob sie besonders gefördert werden sollen, erschien in der Vergangenheit als eine Auseinandersetzung zwischen der Bundesbildungsministerin Bulmahn, SPD, und den CDUregierten Ländern. Nach Neuwahlen und einem möglichen Sieg einer schwarz-gelben Koalition würde sich die Auseinandersetzung angesichts der denkbaren politischen Konstellation in Bundesregierung und Bundesrat erledigen, so könnte man meinen. Das ist ein Trugschluss.

Bei der Frage, welche Universitäten „die Nase vorn“ haben, geht es zum einen darum, wie dies ermittelt wird, zum anderen, ob sie eine besondere Förderung erfahren sollten. Das Erste lässt sich – mit gewissen Vorbehalten – unter Zuhilfenahme von Rankings feststellen, jedenfalls in der Tendenz. Die gängigen Vorurteile gehen dahin, dass die beiden Münchner Universitäten, Heidelberg, Aachen, Dresden und die Humboldt-Universität dazu gehören. Aber wo liegen die Unterschiede von der Humboldt- zur Freien Universität, wo die von Heidelberg zu Tübingen und Freiburg? Haben Heidelberg und die Humboldt-Universität allein ihres Namens wegen einen Bonus?

Nehmen wir einmal an, alle genannten Einrichtungen bekämen – in welchem Verfahren auch immer – das begehrte Gütesiegel. Der Streit bliebe. Es wären nur einige Bundesländer, die nunmehr anerkannte Spitzenuniversitäten hätten, nämlich Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Berlin. Selbst in diesen Ländern gäbe es Ärger: Bonn und Köln hinter Aachen? Ganz zu schweigen von Ländern, deren Hochschulen durch den Rost fallen. Hat man nicht von Aufsehen erregenden Forschungsarbeiten in Marburg gehört? Eine Einigung zwischen Bund und Ländern wird es kaum geben, so lange nicht jedes Bundesland bescheinigt bekommt, dass es mindestens eine Spitzenuniversität innerhalb seiner Grenzen hat. Diese Einigung auf den kleinsten gemeinsamen Nenner – typisch für die Wissenschaftspolitik – führt aber nicht weiter.

Deshalb ist es besser, nicht danach zu fragen, welche Universitäten als Ganzes „Spitze“ sind, sondern die fachlich herausragenden Bereiche zu markieren. Dort, wo es besonders viele sind, mag man von einer Spitzenuniversität sprechen. Bei einem solchen Verfahren müsste kein Landesvater mit leeren Händen nach Hause gehen. Das ist keine Frage eines Streits zwischen Parteien, sondern ein Ausfluss des Föderalismus.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schreiben: g.turner@tagesspiegel.de

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