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Gesundheit: Erst planen, dann streiken

Berliner Studenten wollen kein Semester verlieren

Eine MatheÜbung im Foyer des Roten Rathauses, der Start eines Heißluftballons mit Protestparolen und ein Seminar auf den Stufen des Abgeordnetenhauses: Die gegen Sparmaßnahmen an den Unis und die geplanten Studienkonten „streikenden“ Studenten der Technischen Universität Berlin waren gestern wieder unterwegs. Damit bleibt der Ingenieursnachwuchs die Avantgarde der Proteste. An den anderen Unis geht es ruhiger zu.

Die Studierenden der Humboldt-Universität haben gestern die Entscheidung über einen „Streik“ um eine Woche vertagt. Etwa 1000 Studenten beschlossen, auf einer weiteren Vollversammlung am kommenden Mittwoch darüber abzustimmen.

Protest ja, aber kein Semester durch einen Streik verlieren: Diese Meinung vertraten viele der Studenten, die teilweise auf dem Boden des überfüllten Audimax saßen. Den größten Beifall erhielt ein Student, der einen zweiwöchigen Streik forderte. „Mit einem Streiksemester schießen wir uns ins eigene Bein“, rief er. Ein Wirtschaftspädagogik-Student erntete Applaus, als er gut vorbereitete Aktionen forderte: „Wenn wir uns eine Woche Zeit zum Planen geben, tun wir allen Unis in Berlin einen großen Gefallen.“

Peter Hartig, Vertreter der Studierendenvertretung der HU, des „ReferentInnenrates“, griff das Präsidium der Hochschule scharf an. Präsident Jürgen Mlynek weigere sich, über Alternativen zu den Kürzungen nachzudenken. Außerdem sei er mit seiner Forderung nach Studiengebühren „ohne Not vorgeprescht“: „Unser Präsident wird uns wieder in den Rücken fallen. Er muss genauso bekämpft werden wie Finanzsenator Sarrazin.“

An der Technischen Universität dagegen halten Studenten und Präsidialamt weiter zusammen – trotz kleiner Unstimmigkeiten (siehe Interview). TU-Vizepräsident Jörg Steinbach betonte gestern, dass die Unileitung „prinzipiell die Streikmaßnahmen der Studenten unterstützt“. Präsident Kurt Kutzler habe die Lehrenden aufgefordert, den protestierenden Studenten „mit größtmöglichem Verständnis und Flexibilität gegenüberzutreten“. Der Präsident sei allerdings dagegen, die mündlichen Zugeständnisse schriftlich zu formulieren.

Unterdessen sprach sich bei einer Versammlung im Audimax der TU die überwiegende Mehrheit der etwa 1500 anwesenden Studenten dafür aus, den Streik „unbefristet“ fortzusetzen. Weiterhin soll wöchentlich darüber abgestimmt werden. Die zunächst von den Studenten erhobene Forderung nach mehr Sitzen in allen universitären Gremien wurde gestern zurückgenommen.

Auf dem Campus der Freien Universität „streiken“ weiterhin nur drei Politologie-Professoren. Wie berichtet, haben sie die Arbeit für zwei Wochen niedergelegt. „Wir sind ein bisschen spät dran“, gesteht ein Asta-Sprecher. Nach einer schlecht besuchten Veranstaltung, die Anfang November gegen Sparmaßnahmen und Studienkonten mobilisieren sollte, müsse man sich jetzt „erst mal neu formieren“. til / -ry / jvm

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