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Gesundheit: Erst tanzen, dann rätseln

Geistig anregende Hobbys können vor Demenz schützen

„Ich löse Kreuzworträtsel. Das hält mich geistig fit.“ Das kann man von Senioren immer wieder hören. Doch schützt dies auch vor geistigem Verfall, also vor einer Demenz?

Auf der Suche nach einer Antwort nahm ein Forscherteam am Albert Einstein College of Medicine in den USA die Freizeitaktivitäten von 462 Senioren über 75 Jahren unter die Lupe. Die Ergebnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrift „New England Journal of Medicine“ (Band 348, S. 2508) veröffentlicht.

Im Verlauf von fünf Jahren erkrankten 124 Personen an einer Demenz, davon 61 an Alzheimer und 30 an einer gefäßbedingten Demenz. Während dieser Zeit erfasste das Team um Joe Verghese ihre Tagesbeschäftigungen nach Art und nach Intensität.

Manche Senioren widmeten sich gern Dingen, die geistigen Einsatz erfordern: Brettspiele, Kreuzworträtsel, Gruppengespräche, Lesen, Schreiben oder Musizieren. Andere legten mehr Wert auf körperliche Tätigkeiten. Dazu gehörten Tanzen, Hausarbeiten, Spazierengehen oder Walking, Rad fahren, Schwimmen, Mannschaftsspiele, Gruppengymnastik oder Kinderbetreuung.

Die Forscher stellten fest, dass geistig anregende Hobbys besser vor Demenzen schützten als bloße körperliche Aktivitäten. Es gab aber eine Ausnahme. Senioren, die Tanzen gingen, waren am besten dran. Unter den Hobbys, die relativ selten mit dem Auftreten einer Demenz verbunden waren, belegte Tanzen den ersten Platz, dann folgten Aktivitäten wie Musizieren, Kreuzworträtsel lösen und Bücher lesen.

„Die sorgfältige Studie bestätigt die Vermutungen vieler anderer Untersuchungen, etwa die der Berliner Altersstudie", sagt der Berliner Altersforscher Siegfried Kanowski. Bei höherem geistigen Leistungsniveau werde die Diagnose Demenz seltener gestellt. Der exakte Beitrag, den die „Hobbys mit Grips“ bei der Vorbeugung von Demenzen leisten, lasse sich aber noch nicht angeben. Der Einfluss von Hirnleistungen auf die Gesundheit der Zellen lässt sich bisher nicht messen.

Außer Frage steht, dass Gehirnfunktionen in einem hohen Maß von ständiger Übung abhängen. „Im Fall einer erst beginnenden Altersverwirrtheit kann regelmäßiger Denksport stabilisieren“, sagt Kanowski. Der Effekt sei aber nicht dauerhaft.

Über die gesamte Dauer einer Demenzerkrankung sollten die Patienten emotionale und mentale Anregung erhalten, empfehlen Alterspsychiater. Gespräche, Malen, Musik machen oder hören, Singen oder Tanzen gehören in erster Linie dazu. Diese Beschäftigungen scheinen geeignet zu sein, wichtige Zentren im Hirn zu stimulieren.

Die Altersforscher raten daher den noch gesunden Senioren, die künstlerischen und geistigen Hobbys zu pflegen. Körperliche Anstrengung – vom Tanzen abgesehen – reicht nicht aus, die grauen Zellen auf Trab zu halten.

Sylvia Zacharias

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