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Gesundheit: Farbige Studenten: Bewerbung zwecklos?

Heinzelmännchen hängen rassistisches Angebot aus

Ein rassistischer Aushang der studentischen Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen verursacht Wirbel. In einer Stellenausschreibung vom 19. Juli, in der Sicherheitskräfte für die Internationale Funkausstellung in Berlin gesucht werden, heißt es unter der Bemerkung „wichtig“: „Der Auftraggeber sieht von der Einstellung farbiger Studenten ab, daher ist eine Bewerbung von schwarzafrikanischen HZM (d.h. Heinzelmännchen, die Red.) ohne Aussicht auf Erfolg.“

Nach Darstellung des Studentenwerks wurde der Aushang von dem studentischen Mitarbeiter N. (Name ist der Red. bekannt) formuliert. Wie lange der Text aushing, kann das Studentenwerk nicht mehr rekonstruieren. Jedoch sei der Aushang bald einer Mitarbeiterin aufgefallen, die ihn sofort entfernt habe, wie Agnes Böhler sagt, die stellvertretende Geschäftsführerin des Berliner Studentenwerks. Gleichwohl habe N. am nächsten Tag den Text „aus Versehen“, noch einmal über den Mailverteiler verbreitet. Hier sah Michael Plöse vom „Arbeitskreis kritischer Juristinnen und Juristen“ die Ausschreibung und machte den Fall öffentlich.

„Wir bedauern den Vorfall sehr und entschuldigen uns“, sagte Böhler dem Tagesspiegel. „Der Mitarbeiter hat einen Fehler gemacht.“ N. sei nicht bewusst gewesen, „dass er damit Menschen diskriminiert“. Auch sei es aufgrund der Arbeitsbelastung nicht möglich, jeden Aushang gegenzulesen. N.s Vorgesetzte habe deshalb sowohl mit N. als auch mit den anderen Beschäftigten ein Gespräch geführt. Niemand dürfe wegen seiner Nationalität oder seines Geschlechts benachteiligt werden. In der Tat lehnen die Heinzelmännchen diskriminierende Angebote üblicherweise ab. So bekommen Familien, die einen farbigen studentischen Weihnachtsmann ablehnen, gar keinen Weihnachtsmann von den Heinzelmännchen vermittelt. 66 Prozent der im Jahr 12425 vermittelten Jobs gehen an ausländische Studierende.

Doch offenbar hat es Student N. nicht nur versäumt, einen rassistisch formulierten Auftrag abzulehnen – er hat die betreffende Passage überhaupt erst selbst dem Ausschreibungstext hinzugefügt. Das ist jedenfalls die Darstellung des Auftraggebers, eines kleinen Sicherheitsdienstleisters in Hannover. Tatsächlich kann sich die Firma auf Faxprotokolle berufen. Die Protokolle, die dem Tagesspiegel vorliegen, belegen, dass die Firma den Heinzelmännchen am 18. Juli, einen Tag bevor N. seinen Aushang verfasste, ein „Mitarbeiterprofil“ gefaxt hat. Rassistische Formulierungen sind nicht enthalten. Die Firma legt nur Wert auf „gute Deutschkenntnisse“. „Ich habe nie gesagt, ,keine Schwarzafrikaner’, wir sind absolut multikulti“, weist Susanne Neumann, die stellvertretende Geschäftsleiterin der Firma, den Verdacht entrüstet von sich.

Wie kam der Student dann aber darauf, die Ausschreibung rassistisch umzuformulieren? N. war heute für eine Stellungnahme nicht zu erreichen, er ist nach Angaben des Studentenwerks im Urlaub. Doch in einer Mail an eine Vorgesetzte spricht er von einem „Missverständnis“. Bei einem ersten Telefonat mit Neumann habe sie „dargelegt, dass sprachliche Probleme bei der Tätigkeitsausübung sehr hinderlich sind“. Ein von Neumann dafür gegebenes Beispiel aus der Vergangenheit sei dann von ihm „fälschlicherweise als Einschränkung interpretiert worden“.

Neumann bestätigt, dem Studenten N. von einem ihrer Kunden bei der Cebit in Hannover berichtet zu haben. Dieser habe sich nach einem Einsatz über schlechte Deutschkenntnisse eines Mitarbeiters beklagt. Neumann habe N. gegenüber erwähnt, es habe sich um einen „Kameruner“ gehandelt.

Daraus hat N. offenbar geschlossen, die Firma wolle keine farbigen Mitarbeiter – ein völliger Trugschluss, wie Neumann immer wieder versichert. Sie verweist auf die vielen Studierenden aus aller Welt, die seit drei Jahren für das Unternehmen arbeiten – auch mehrere Kameruner. Neumann bereut inzwischen, die Heinzelmännchen mit der Vermittlung beauftragt zu haben. Sie wundert sich auch darüber, dass das Studentenwerk die Aufklärung der Angelegenheit zuerst N. selbst und schließlich der Presse überlassen habe. Da N. den Auftrag für die Heinzelmännchen bereits storniert hat, greift Neumann für die Funkausstellung in Berlin nun doch lieber auf die schon bekannten studentischen Mitarbeiter der Firma in Hannover zurück: „Und damit es jeder weiß: Wir kommen mit vier Kamerunern nach Berlin“, sagt sie.

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