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Gesundheit: Fast wie ein richtiger Professor

Die Juniorprofessur sollte die Habilitation nach dem Willen des Bundes überflüssig machen. Nach der Promotion soll der Nachwuchs bereits im Alter von Anfang dreißig wie „richtige“ Professoren über eine Ausstattung zum Forschen mit Labors und Mitarbeitern verfügen, Forschungsanträge stellen, Promotionen abnehmen und lehren.

Die Juniorprofessur sollte die Habilitation nach dem Willen des Bundes überflüssig machen. Nach der Promotion soll der Nachwuchs bereits im Alter von Anfang dreißig wie „richtige“ Professoren über eine Ausstattung zum Forschen mit Labors und Mitarbeitern verfügen, Forschungsanträge stellen, Promotionen abnehmen und lehren. Sie sind keinem Professor, sondern den Fachbereichen zugeordnet.

Die Juniorprofessur ist auf zwei mal drei Jahre befristet. Im Laufe des dritten Jahres wird der Wissenschaftler evaluiert. Zwischen dem vierten und dem sechsten Jahr sollen sich die Juniorprofessoren auf eine Professur bewerben – auch an derselben Hochschule, wenn sie nach der Promotion zwei Jahre an einer anderen Einrichtung geforscht haben. Ziel ist es, den Forschern schon viel früher klare Perspektiven auf eine Professur auf Dauer zu verschaffen (tenure track).

Die Lehrbelastung regeln die Hochschulgesetze der Bundesländer, sie liegt zwischen zwei und acht Semesterwochenstunden. Nach einer Untersuchung der Jungen Akademie lehren 87,6 Prozent vier Semesterwochenstunden.

Nach Angaben des Bundesbildungsministeriums sind seit Beginn des Förderprogramms 933 Juniorprofessoren an 65 von Deutschlands rund 100 Universitäten bewilligt worden. Etwa 600 Stellen sind bereits besetzt. Ursprünglich hatte Bulmahn einen bundesweiten Bedarf von 6000 Juniorprofessuren prognostiziert.

Vor einem Jahr hat die Junge Akademie einen Bericht zur Lage von 160 Juniorprofessoren in Deutschland veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass die Juniorprofessur die Ziele, die die Politik ihr gesteckt hat, bislang noch nicht erreicht hat. Viele Juniorprofessoren wollten zusätzlich habilitieren: Über 30 Prozent waren schon habilitiert oder planten die Habilitation. Weniger als ein Drittel der befragten Juniorprofessoren sagten, dass sie die Habilitation nicht planten, 38 Prozent waren unentschieden. Bislang stellt die Juniorprofessur auch keine Verjüngungskur für den Nachwuchs dar. Im Schnitt waren die Juniorprofessoren bei ihrer Einstellung 34 Jahre alt. Das heißt, nach sechs Jahren auf einer Juniorprofessur wären sie kaum jünger als der Schnitt der habilitierten Privatdozenten.

Besonders sorgenvoll sehen die Forscher der Jungen Akademie auf die Neigung, bei der Stellenbesetzung wieder „soziale Beziehungen und Nepotismus“ zum Maßstab zu machen. Nur 44 Prozent der Juniorprofessoren hatten an der Universität, die sie berufen hatte, noch nie studiert oder gearbeitet. Die Junge Akademie ist für ein striktes Hausberufungsverbot. akü

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