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Gesundheit: Feinfühlige Turbopumpen Die Physiker wollen an Erfolge aus Max Plancks Tagen anknüpfen

Raoul Blume steigt über die Kabelkisten und sucht mit schwarzen Händen nach einem Schraubendreher. Der Physiker montiert eine Ultrahochvakuumapparatur zusammen, die den ganzen Raum füllt.

Raoul Blume steigt über die Kabelkisten und sucht mit schwarzen Händen nach einem Schraubendreher. Der Physiker montiert eine Ultrahochvakuumapparatur zusammen, die den ganzen Raum füllt. Mit ihr will er demnächst wieder chemische Reaktionen verfolgen, sich möglichst genau anschauen, was sich wann und wie auf einer Oberfläche abspielt. „Ich hoffe, dass das Gerät den Transport gut überstanden hat“, sagt er. „Die Turbopumpe ist sehr empfindlich.“

So feinfühlig wie die Turbopumpe sind auch andere Messgeräte, die die Physiker der HumboldtUniversität in diesen Tagen aus Mitte hierher nach Adlershof bringen. Für die Magnetfeldanlage zum Beispiel wurde eigens ein schwimmendes Fundament im Experimentiersaal des neuen Instituts gelegt.

Die Physiker haben den Bau ihrer Labors von Anfang an mitverfolgt und mitgestaltet. Denn sie wollen nicht wieder den Fahrplan der U-Bahn oder den Verkehr auf der Straße an ihren Messgeräten ablesen, wie in dem Gebäude in der Invalidenstraße in Berlin-Mitte. „Wir waren sehr penetrant“, sagt Günther Wernicke, einer der Adlershof-Beauftragten des Instituts.

Das neue Gebäude ist erheblich freundlicher als das alte. Statt schmaler, dunkler Gänge öffnet sich hier der Blick über lichte Flure. „Es ist ein sehr kommunikativer Bau“, sagt Lutz Schön, Leiter der Physik-Didaktik der Humboldt-Universität.

Das Institutsgebäude wird durch mehrere Innenhöfe aufgelockert. Vor den sonnenbeschienenen Fassaden stehen Pflanztröge, in denen im Sommer Palmen und Koniferen wachsen sollen. Das Wasser dafür wird auf dem Flachdach gesammelt. „Die Idee ist, die Fassaden im Sommer zu verschatten“, sagt Michael Müller-Preußker, Sprecher des Instituts für die Adlershof-Planung. „Auch das ist ein Experiment.“

Obwohl der Umzug bereits um ein halbes Jahr verschoben wurde, sind immer noch Bauarbeiten im Gange. Vor dem Haus stehen Lastkraftwagen. Sie bringen Bücherkisten und alte, grüne Möbel aus der Invalidenstraße, auf die kleine Zettel aufgeklebt sind: R. 3. 06, Newtonstraße 14. Die Straßennamen im Wissenschaftspark Adlershof lesen sich wie die Annalen der Physik. Auch einstige Berliner Koryphäen zieren die Straßenschilder – Physiker und Nobelpreisträger aus dem legendären Institut am Reichstagsufer, das vor dem Krieg auf dem Gelände des heutigen ARD-Hauptstadtstudios stand und in das die Physiker 1878 eingezogen waren.

Nach dem Krieg wurde die Physik notdürftig auf viele Standorte verteilt. Experimente konnten zum Teil nur in Hinterhöfen gemacht werden. Und schon zu DDR-Zeiten gab es daher den Plan, einen Campus für die Naturwissenschaften zu errichten: in Friedrichsfelde, vis-à–vis vom Tierpark. Doch Honecker hatte mit dem Areal anderes im Sinn. Vielleicht können die Wissenschaftler nun in Adlershof an jene Jahre anknüpfen, in denen Berlin das Mekka der Physik war. tdp

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