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© Mike Wolff

Fitness-Serie: Das richtige Bauchgefühl

Henriette Letzner arbeitete für TV- und Filmproduktionen. Dann wechselte sie: von Promis zu Pilates. Als Personal Trainerin hat sie etwas gegen verbissenen Sport. Lässig beginnen, sagt sie - auch zu Hause.

Das Kreuz hohl, das Becken schief und der obere Rücken untrainiert. Henriette Letzners Urteil ist schnell gefällt, und schon hängen die Füße der Untrainierten in dicken Schlaufen, die die Beine wie ein Flaschenzug nach oben ziehen. Harmonisches Ganzkörpertraining nennt sich das. „Von Pilates kann man süchtig werden“, behauptet die Trainerin strahlend, während der Körper vor ihr sich nur langsam mit der neuen Haltung arrangiert. Doch schon nach 20 Minuten auf dem „Reformer“ bekommt man eine Ahnung davon, was sie meint. Jede Übung trainiert und lockert Muskeln gleichzeitig.

„Kaum jemand ist symmetrisch gewachsen“, sagt Henriette Letzner. „Wer dann noch einseitig belastenden Sport treibt oder eine Arbeit hat, die den Körper einseitig fordert, verstärkt diesen Effekt.“ Golfer, Tennisspieler, Kellner, Zahnärzte etwa legen sich besonders gern auf die Pilatesbank, um muskuläres Gleichgewicht zu erreichen. Und um das Ganze aktiver zu gestalten, geht die Trainerin aus Charlottenburg-Wilmersdorf mit den Schmerzensreichen dann noch laufen, Rad fahren oder walken. Alles ganz locker, versteht sich.

Henriette Letzner, 35, sagt, sie sei Wohlfühl- oder Wellness-Sportlerin. Wenn sie vom berühmten Argus-Radrennen um die südafrikanische Kaphalbinsel spricht, an dem sie schon zwei Mal teilgenommen hat, klingt das nach gemütlichem Ausflug, nur eben über 109 Kilometer. „Abends, nach dem Rennen, müssen die Reserven schließlich noch fürs Salsatanzen reichen“, sagt sie. Sie sei kontinuierlich fleißig, aber nicht verbissen.

Früher, als sie noch beim Film arbeitete, war das anders. Nach Drehschluss noch ein bis zwei Stunden laufen: Standard. Selbst nach einer Zwölf-Stunden-Produktion schaffte sie noch drei Kurse im Fitnessstudio: Stepp, Fatburner, Aerobic, während die Kollegen den anstrengenden Tag standesgemäß in Weindunst und Zigarettenqualm ausklingen ließen. Ein bisschen belächelten sie das Energiebündel.

Selbstständig und energiegeladen war Henriette Letzner immer. Mit zwölf reist sie das erste Mal allein in den Urlaub, gründet mit 17 die erste eigene Firma. Dann will sie zum Film, beginnt beim Catering, wird Produktionsassistentin und schließlich Producerin. Sie stößt schnell an die Grenzen der Kreativität: Was zählt, ist die Quote. Das fremdbestimmte Leben beim Film beginnt zu nerven: von Drehort zu Drehort reisen, Monate, in denen allein der Produktionsplan den Tagesablauf bestimmt. Irgendwann schlägt sie selbst lukrative Angebote wie das Dschungelcamp aus. Während einer ihrer letzten Produktionen in Südafrika beginnt sie eine Ausbildung zur Pilatestrainerin. Ein Jahr lang lebt sie zwischen Fitness und Film und entscheidet sich Ende 2003: Sie wird Trainerin. Der Pilatesboom in Deutschland kommt ihr gelegen. Angst vor dem Scheitern hat sie nicht.

Sie wirkt, als habe sie mit Mitte dreißig ihr inneres Gleichgewicht gefunden – auch dank Pilates. Mit Filmen wollte Henriette Letzner Menschen aufwecken, berühren. „Dabei geht das mit Personal Training unmittelbarer“, sagt sie. Statt durchs Dschungelcamp läuft sie nun durch die Wälder um Berlin. Erst reagierten die Filmkollegen mit Unverständnis, dann haben sie ihre erste Pilatesstunde bei ihr gebucht. Heute gehören sie zu ihren Stammkunden.

WORKSHOP
Lust auf einen von drei 50-minütigen Pilates-Workshops mit Henriette Letzner am Samstag, 26. April? Anmeldung unter www.pilates-berlin.com (Link: Kontakt). Start: 12, 13 und 14 Uhr, max. je 10 Personen. Der Sonderpreis: 7 Euro. Ort: The Body In Balance Studio, Mehringdamm 69/Ecke Bergmannstraße, Kreuzberg.

Stefanie Puls

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