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Gesundheit: Forscher im Sog des großen Geldes Die Universitäten können die Besten nicht halten

Die deutschen Universitäten müssen in der Forschung stärker werden. Nur so können sie international konkurrieren – um Drittmittel und um die besten Wissenschaftler.

Die deutschen Universitäten müssen in der Forschung stärker werden. Nur so können sie international konkurrieren – um Drittmittel und um die besten Wissenschaftler. Insoweit sind sich am Mittwochabend in der Humboldt-Universität die vom scheidenden Präsidenten Jürgen Mlynek befragten Wissenschaftsmanager mit Bundesforschungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) einig. Doch wie sollen die Unis ihre Forschungsschwäche überwinden? Sie sind chronisch unterfinanziert, und die zusätzlichen Milliarden aus dem Elitewettbewerb und dem Pakt für die Forschung liegen auf Eis.

In „Eckpunkten eines zukunftsfähigen deutschen Wissenschaftssystems“ hatte ein Expertenteam unter der Ägide der Volkswagenstiftung kürzlich vorgeschlagen, dass die finanziell viel besser ausgestatteten außeruniversitären Forschungsinstitute engere Kooperationen mit den Unis eingehen sollten. Mittel- bis langfristig könnten sie „strukturell integriert“ werden. Walter Kröll, noch Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, warnt: Unter den gegenwärtigen politischen Bedingungen – im Förderalismusstreit fordern die Länder die alleinige Zuständigkeit für die Hochschulen – würden die Institute ihr Geld gar nicht mitbringen können. Damit ihre Finanz- und Forschungsmacht den Unis zugute kommt, wären „Joint Ventures“, zeitlich begrenzte Forschungs- und Nachwuchsprogramme, sinnvoller.

Dem widerspricht der Rektor der Uni Heidelberg, Peter Hommelhoff. Er fürchtet die „Sogwirkung“ der außeruniversitären Institute: Sie würben schon heute nicht nur die Hochschullehrer ab – und zuweilen auch deren Präsidenten. Auch für die Doktoranden seien Stipendien, die Helmholtz-Gemeinschaft und Max- Planck-Gesellschaft bieten könnten, attraktiver als alles, was Unis bieten könnten. Hommelhoff ruft die Wirtschaft auf, an den Hochschulen zu investieren, in die Menschen – und auch „in Beton“. Wer Gebäude stifte, bekenne sich sichtbar zur deutschen Universität, denn gedankt würde das durch Namensplaketten.

Ob es vor der Bundestagswahl noch Bewegung im Förderalismusstreit um die Kompetenzen des Bundes gibt, will niemand prognostizieren. Aber fast alle sind sich einig, dass „die Abwehrhaltung der Länder selbstmörderisch ist“, wie es Hommelhoff formuliert. Oder dass es verheerend für die Wissenschaftslandschaft wäre, die Unis auf regionales Niveau herunterzusparen, anstatt endlich das Geld aus den Exzellenz-Programmen des Bundes freizugeben, wie Ministerin Bulmahn sagt. Ihr widerspricht Manfred Erhardt, ehemaliger Generalsekretär des Stifterverbandes und einst CDU-Wissenschaftssenator in Berlin. Der Bund sei es doch gewesen, der die Föderalismuskommission mit der Forderung nach mehr Kompetenzen habe platzen lassen. Bulmahn wehrt sich vehement gegen diese „schlichtweg falsche“ Behauptung. Da war er dann doch in der Humboldt-Uni angekommen, der Wahlkampf.

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