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Gesundheit: Forstpolitik statt Parteienforschung

„Eine sinnvolle Weiterführung der Arbeitsgruppe Parteienforschung ist mit einer so dünnen personellen Besetzung kaum möglich“, kommentiert Franz Walter, Professor für Parteienforschung an der Universität Göttingen, die Entscheidung des Akademischen Senats über sein Institut. Nach monatelangem Streit um die Zukunft der Sozialwissenschaftlichen Fakultät hat der Akademische Senat wie berichtet am Dienstag seinen Beschluss bekannt gegeben.

„Eine sinnvolle Weiterführung der Arbeitsgruppe Parteienforschung ist mit einer so dünnen personellen Besetzung kaum möglich“, kommentiert Franz Walter, Professor für Parteienforschung an der Universität Göttingen, die Entscheidung des Akademischen Senats über sein Institut. Nach monatelangem Streit um die Zukunft der Sozialwissenschaftlichen Fakultät hat der Akademische Senat wie berichtet am Dienstag seinen Beschluss bekannt gegeben.

Der Senat folgte mit seinem einstimmigen Votum den Empfehlungen der Senatskommission für Entwicklungs- und Finanzplanung: Im Kern läuft es darauf hinaus, dass auf die ursprünglich geplante Verlagerung von zwei Professuren aus der Politologie in die Soziologie zwar verzichtet wird, diese aber dennoch der politikwissenschaftlichen Forschung zunehmend entzogen werden.

Für die Islamwissenschaften und die Amerikanistik am Politikwissenschaftlichen Seminar bedeutet die Entscheidung das Aus: Eine Fachdidaktikstelle wird den Lehrstuhl von Bassam Tibi ersetzen. Statt Amerikanistik und Parteienforschung – wie jetzt von Peter Lösche angeboten – wird es einen Lehrstuhl „Comparative Political Economy“ geben. Diese Professur wird als Bindeglied zwischen Soziologie und Politologie eingerichtet. Vom Berufungsverfahren aber sind die Vertreter des politischen Seminars ausgeschlossen.

Hintergrund der jetzt gefallenen Entscheidung ist der Sparzwang, unter den die Landesregierung die Universität Göttingen gesetzt hat – und der Bericht einer Evaluierungskommission: Die hatte am Politikwissenschaftlichen Seminar Defizite im Bereich der sozial- und politikwissenschaftlichen Forschung festgestellt. Unipräsident Kurt von Figura hatte daraufhin im November 2005 vorgeschlagen, in der Politologie zu sparen und die Soziologie auszubauen.

In Wissenschaftlerkreisen waren Alternativen durchaus im Gespräch: Denkbar sei eine Einmischung des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums gewesen. Es hätte das politikwissenschaftliche Seminar mit dem an der Universität Hannover zusammenlegen können und damit dem Wunsch nach Clusterbildung entsprochen. Bei dieser Lösung hätten allerdings die Göttinger Politikstudenten das Nachsehen gehabt. Eine weitere Möglichkeit: Man hätte versuchen können, das Geld, mit dem die Volkswagen-Stiftung an der Universität Osnabrück ein Zentrum für Parteienforschung einrichten will, nach Göttingen umzuleiten.

Zu den verbleibenden Professuren von Franz Walter und Walter Reese-Schäfer (politische Theorie und Ideengeschichte) äußert sich der Senat nicht. Der Einschätzung Walters, dass die bundesweit renommierte AG Parteienforschung nicht weiter existieren kann, widerspricht die Universitätsleitung allerdings auf Anfrage. Walter könne doch weiterhin Forschungsprojekte beantragen. Am Ende der offiziellen Stellungnahme der Universitätsleitung heißt es außerdem, dass der Senat die Einrichtung einer Arbeitsgemeinschaft für Politikwissenschaft plane, die auch Fachleute aus den Bereichen Forst- und Agrarpolitik einbinde. Damit wolle man die Kompetenzen in diesem Bereich besser als bisher zur Geltung bringen. Präsident von Figura verweist auf die „neuen Spielräume“, die die sozialwissenschaftliche Fakultät nun gewonnen habe.

Elke Kimmel

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